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5.5. DIE KANZEL FÜR NATURGESCHICHTE UND LANDWIRTSCHAFTSLEHRE 203
der Revision des philosophischen Studienplans von 1824 ging man allerdings
wieder einen Schritt zurück, denn das Fach Naturgeschichte sollte erneut
verstärkt einen allgemeinen Bildungscharakter erhalten und nicht bloß
als Vorbereitung auf das medizinische Studium und die spezielle Naturge-
schichte darin dienen. Gleichzeitig wurde das Fach vielerorts dem Professor
für Physik (mit-)übertragen oder mit der Kanzel für Land- bzw. Forstwirt-
schaft vereinigt. Herbert Egglmaier sieht darin einen enormen Rückschritt,
zumal sich die Naturgeschichte in der Zwischenzeit rasant entwickelt hatte
und die Differenzierung innerhalb des Faches fortgeschritten war. Die ra-
sche Weiterentwicklung wurde – zumindest an den österreichischen Univer-
sitäten – damit vorerst gebremst.164
5.5.2. Naturgeschichte in Innsbruck nach 1848
Im Revolutionsjahr 1848 war die Kanzel für Naturgeschichte nicht besetzt.
Der vormalige Inhaber des Lehrstuhls, Johann Nepomuk Friese165, war 1847
an die Universität Wien berufen worden. Bis dahin war er seit drei Jahr-
zehnten Professor für Naturgeschichte in Innsbruck gewesen.166 Nach sei-
nem Abgang wirkte kurzzeitig Michael Stotter167 als Supplent des Faches.
Er wurde als zweiter der Terna für die Nachfolge von Friese vorgeschlagen,
Stotter verstarb jedoch bei dem Feldzug der akademischen Legion an die
Südgrenze Tirols an einer plötzlichen Krankheit.168
Im darauffolgenden Februar 1849 wurde Adalbert Fuchs vom Kaiser zum
Professor für Naturgeschichte und Landwirtschaftslehre ernannt. Die Stelle
war damals in einer Art Mischung aus dem alten Konkurssystem und dem
reformierten Besetzungsverfahren – nach der Verordnung vom 11. Dezem-
ber 1848 – besetzt worden. Für die Nachfolge hatten sich zwölf Kandidaten
beworben, die sich teilweise auch dem Konkurs unterzogen hatten. Fuchs’
Leistung beim Konkurs hatte die Fakultät am besten bewertet. Im Jänner
1849 legte sie – vertreten durch Professor Baumgarten und dem noch am-
164 Siehe eggLmaier, Naturgeschichte – Wissenschaft und Lehrfach, S. 103, auch S. 126–127.
165 Johann Nepomuk Friese, 1819–1847 Prof. für Naturgeschichte an der Universität Inns-
bruck.
166 Vgl. dazu kurz bei goLLer et al., Mineralogie und Geologie an der Leopold-Franzens-Uni-
versität Innsbruck (1867–1945), S. 6–7.
167 Michael Stotter (Innsbruck 1813–1848 Levico), Mediziner, Sekretär des geognostisch-mon-
tanistischen Vereins, ab 1847 Supplent der Naturgeschichte.
168 Vgl. goLLer et al., Mineralogie und Geologie an der Leopold-Franzens-Universität Inns-
bruck (1867–1945), S. 11–13; Sigurd Paul scHeicHL, Michael Stotter, in: Lexikon Literatur
in Tirol, 2012, [http://orawww.uibk.ac.at/apex/uprod/f?p=TLL:2:0::::P2_ID:748], 27.02.2014.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen