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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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hervorgehoben.238 Wie an anderen Universitäten auch, setzte Thun dabei auf
eine neue Generation von jungen Chemikern.
Trotz der Ablösung der Chemie aus dem rein medizinischen Kontext blieb
die Verbindung zum medizinisch-chirurgischen Studium aufrecht und die Stu-
denten des medizinisch-chirurgischen Studiums besuchten weiterhin die Kol-
legien von Prof. Hlasiwetz. Durch den neuen pharmazeutischen Studienplan
von 1853 erhielt die Chemie außerdem einen zentralen Stellenwert für die
Pharmazie. Wie die Chemie wurde auch die Pharmazie damals aus dem Kon-
text des medizinischen Studiums herausgelöst und als eigenes Fach etabliert.
Gleichzeitig zeigen die Debatten um den Lehrplan der Pharmazie nach 1853,
dass die Chemie vermehrt als Grundlage der Pharmazie angesehen wurde, die
dem Unterricht in der Botanik und der Mineralogie vorangehen sollte.239
5.7. Personalrochaden in der philosophischen Fakultät und die
Berufung von Adalbert Waltenhofen
Neben dem Chemiker Hlasiwetz wurde im folgenden Jahr 1852 ein weite-
rer Naturwissenschaftler nach Innsbruck berufen, der Physiker Adalbert
Waltenhofen240. Seine Berufung war durch eine Personalrochade innerhalb
der philosophischen Fakultät möglich geworden. Der bisherige Professor für
Physik, Anton Baumgarten, hatte nämlich seine Versetzung auf den Lehr-
stuhl für Mathematik beantragt und diese wurde ihm am 16. August 1852
bewilligt. Baumgarten wiederum konnte auf den Lehrstuhl für Mathematik
wechseln, weil der bisherige Professor für Mathematik Josef Böhm mit 15.
Februar 1852 nach Prag versetzt worden war. Böhm übernahm den dortigen
Lehrstuhl und wurde gleichzeitig Mitarbeiter an der Prager Sternwarte.241
Als Nachfolger von Böhm war eigentlich der Assistent an der Prager
Sternwarte Karl Jelinek242 vorgesehen, den Thun mit 15. Februar 1852 nach
238 Vgl. dazu auch bei surman, Habsburg Universities 1848–1918, S. 197.
239 Siehe besonders bei Alois kernBauer, Zwischen Zunft und Wissenschaft. Der österreichi-
sche Apotheker- und Pharmazeutenstand in der Krise. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts
bis in das Jahr 1922 (= Geschichte der Pharmazeutischen Ausbildung in Österreich), Graz
1989, S. 223–225.
240 Adalbert Waltenhofen (Admontbichl 1828–1914 Wien), ab 1850 Lehrer am Joanneum in
Graz, 1852–1867 Prof. für Physik an der Universität Innsbruck, ab 1867 Prof. am Polytech-
nikum Prag.
241 Vgl. zu Böhm Gerhard oBerkofLer, Zur Geschichte der Innsbrucker Mathematikerschule,
in: Franz Huter (Hg.), Die Fächer Mathematik, Physik und Chemie an der Philosophischen
Fakultät zu Innsbruck bis 1945, Innsbruck 1971, S. 22–54, hier S. 24–26.
242 Karl Jelinek (Brünn 1822–1876 Wien), ab 1843 Assistent an der Wiener Sternwarte, ab
1847 Assistent an der Prager Sternwarte, ab 1852 Prof. am Polytechnikum in Prag, ab
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen