Page - 231 - in Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
Image of the Page - 231 -
Text of the Page - 231 -
5.8. DIE LEHRSTÜHLE FÜR ALLGEMEINE GESCHICHTE 231
Die Arbeit stellt daher trotz ihres Alters eine wichtige Quelle dar, auch wenn
die Verehrung für den Lehrer stets mitschwingt. Jung konnte allerdings
nicht auf den Nachlass von Leo Thun zurückgreifen. Bezieht man diesen ein,
kommt man zwar nicht zu einer grundlegend neuen Bewertung der Beru-
fung Fickers, jedoch zeigen sich durchaus neue Aspekte, die auch Gerhard
Oberkofler nur streift, dessen Arbeit zu den historischen Fächern307 an der
Universität ansonsten die Angelegenheit fundiert darstellt. Daher werden
hier vor allem jene Aspekte beachtet, denen bisher weniger Aufmerksamkeit
geschenkt wurde.
5.8.2.1. Berufungsnetzwerk
Bevor Julius Ficker 1852 nach Innsbruck berufen worden war, war er be-
reits im Jahr zuvor in Graz für den dortigen Lehrstuhl der Geschichte vor-
geschlagen worden,308 allerdings wurde die dortige Lehrkanzel letzten Endes
nicht besetzt.309 Ficker hätte den Ruf zu diesem Zeitpunkt gerne angenom-
men, nachdem das Verfahren jedoch eingestellt worden war, glaubte er nicht
mehr an eine Berufung nach Österreich.310 Den Anlass zu dieser Vermutung
gab ein Artikel in der Augsburger Zeitung, in dem er gelesen hatte, dass die
Berufung von Ausländern nach Österreich immer unwahrscheinlicher wür-
de.311
Bewegung in die Angelegenheit kam daher erst wieder zu Beginn des Jah-
res 1852, als der Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Geschichte an der
Wiener Universität Heinrich Grauert312 überraschend verstarb. Damit wa-
ren die Lehrstühle für allgemeine Geschichte in Wien, Graz und Innsbruck
hannes Janssen, Johann Friedrich Böhmer’s Leben, Briefe und kleinere Schriften, Bd. 3
(Briefe von 1849–1863. Kleinere Schriften), Freiburg im Breisgau 1868) und wenige, aber
aufschlussreiche im Nachlass von Joseph Feil (Wienbibliothek).
307 oBerkofLer, Die geschichtlichen Fächer an der philosophischen Fakultät der Universität
Innsbruck 1850–1945.
308 Vgl. dazu Ficker an Grauert (Konzept), Bonn 22.08.1851, Nachlass Ficker, Institut für Ös-
terreichische Geschichtsforschung; sowie Grauert an Ficker, Wien 24.09.1851, Nachlass
Ficker, Institut für Österreichische Geschichtsforschung.
309 Siehe dazu bei Jung, Julius Ficker (1826–1902), S. 135–140 und oBerkofLer, Die geschicht-
lichen Fächer an der philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck 1850–1945, S.
20.
310 So ein Eintrag in seinem Tagebuch aus dem Oktober 1851, zit. bei Jung, Julius Ficker
(1826–1902), S. 139.
311 Vgl. Jung, Julius Ficker (1826–1902), S. 139.
312 Heinrich Wilhelm Grauert (Amsterdam 1804–1852 Wien), ab 1827 ao. Prof. für Geschichte
und Altertumswissenschaft an der Akademie zu Münster, ab 1836 o. Prof., ab 1850 Prof. an
der Universität Wien.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen