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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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bachs die Bonner philosophische Fakultät nicht erneut einen katholischen
Professor berufen würde. Am 9. April ließ Ficker dem Minister über Feil mit-
teilen, dass er den Ruf unter den oben genannten Bedingungen annehmen
werde.340
5.8.2.2. Majestätsvortrag und Ernennung
Minister Thun sprach unverzüglich am 13. April 1852 beim Kaiser vor und
empfahl diesem die Ernennung von Julius Ficker und Heinrich Glax341 an
die Universität Innsbruck. Ficker sollte den Lehrstuhl der allgemeinen
Weltgeschichte, Glax denjenigen für österreichische Geschichte erhalten.
Die Personalie Glax ist insgesamt weniger gut dokumentiert als jene von
Ficker. Es ist aber wahrscheinlich, dass die Empfehlung für Glax von dessen
Freunden Theodor Karajan342 und Joseph Feil gekommen ist. Heinrich Glax
war bis dahin als Beamter in der k.k. Gefällen-Domänenhofbuchhaltung tä-
tig und journalistisch für verschiedene Zeitungen engagiert. 1848 war er in
die Frankfurter Nationalversammlung gewählt worden. Seine forscherische
Tätigkeit war jedoch sehr bescheiden.343 Thun nennt diese zwar in seinem
Vortrag an den Kaiser, betont aber insbesondere den „erprobten Charakter“
und dessen Treue, Vaterlandsliebe und „innige Anhänglichkeit an das Kai-
serhaus.“344 Diese Eigenschaften sowie das Fehlen von anderen inländischen
Historikern gaben wohl auch den Ausschlag für die Ernennung von Glax.
Die charakterlichen Eigenschaften sprachen bestimmt auch für Ficker,
denn dieser, so versichert Thun gegenüber dem Kaiser, sei von verschiede-
nen Seiten empfohlen worden. Besonders der Frankfurter Historiker Böh-
340 Ficker an Feil, Wien 09.04.1852, Unterricht Allg. Fasz. 1014, Sign. 5, ad 4098 ex 1852,
Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv. Dort beigelegt auch ein ei-
genhändiger Lebenslauf von Ficker.
341 Heinrich Glax (Wien 1808–1879 Graz), bis 1852 Rechnungsoffizial der Gefällen- und Domä-
nenhofbuchhaltung in Wien, 1848/49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung,
1852–1870 Prof. für österreichische Geschichte an der Universität Innsbruck.
342 Theodor Georg Karajan (Wien 1810–1873 Wien), ab 1841 Beamter der Wiener Hofbiblio-
thek, 1850–1851 Prof. für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Wien, 1851
Niederlegung der Professur, danach wieder Beamter der Wiener Hofbibliothek, ab 1851
Vizepräsindet der Akademie der Wissenschaften, 1866–1869 deren Präsident.
343 Vgl. Glax, Heinrich, in: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 2, Graz,
Köln 1959, S. 5. Das einzige nennenswerte Werk von Glax ist sein Beitrag ‚Über die vier
Ausgaben der geschichtlichen Vorstellungen der Ehrenpforte des Kaisers Maximilian I.
von Albrecht Dürer‘ in den Quellen und Forschungen zur vaterländischen Geschichte,
1849.
344 Majestätsvortrag, Wien 13.04.1852, MCU Allg., Fasz. 1014, Sign. 5, 4098 ex 1852, Österrei-
chisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen