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5.11. EIN ZWEITER VERTRETER FÜR DAS LEHRFACH RÖMISCHES RECHT 255
Innsbruck vollkommen gleichgestellte Universität, z.B. Gratz“441. Dieses Mal
erfüllte Thun den Wunsch des Gelehrten, sodass Maassen noch im selben
Jahr an die Universität Graz versetzt wurde. In Graz gab es mit Johann Ko-
patsch nämlich erst einen Vertreter des Faches Römisches Recht, der zudem
auch noch Kirchengeschichte las. Außerdem war dieser aus der Sicht Thuns
auf Grund seines Alters und seiner bereits im Vormärz abgeschlossenen
Ausbildung nicht mehr in der Lage „das Studium des einen wie des anderen
wissenschaftlich zu beleben.“442 Maassen widmete sich in der Folge zuneh-
mend dem Kirchenrecht und der Herausgabe der Quellen des kanonischen
Rechts.443 Die Nachfolge in Innsbruck trat vorerst der junge Privatdozent
August Tewes an, der bereits in der Zeit der Abwesenheit von Maassen des-
sen Kollegien übernommen hatte und den Maassen wärmstens empfahl.444
Außerdem hatte auch der im Februar 1860 berufene Emil Kleinschrod Kol-
legien zu Römischem Recht angeboten, sodass für eine ausreichende Vertre-
tung des Faches in Innsbruck gesorgt war.445
5.11.2. Emil Kleinschrod
Die Umstände der Berufung von Emil Kleinschrod hat Gerhard Oberkofler
1976 erläutert.446 Kleinschrod (geb. 1822) stammte aus Nürnberg, er hatte
in Heidelberg und München Jurisprudenz studiert. Nach seiner Promotion
1848 hatte er sich in Heidelberg bei Adolph Vangerow447 dem Studium des
Römischen Rechts gewidmet und sich 1854 habilitiert. Anschließend war er
zwei Jahre als Privatdozent in Heidelberg tätig, ehe er sich in Frankfurt als
Anwalt niederließ. Neben seiner Tätigkeit als Anwalt engagierte er sich po-
litisch und verfasste Artikel und Bücher zu aktuellen politischen Themen, so
441 Maassen an Thun, Paris 22.01.1860, Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI D552, Staat-
liches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach.
442 Der Majestätsvortrag zur Versetzung Maassens ist teilweise abgedruckt in grass, Österrei-
chische Kanonistenschulen, S. 306–307.
443 Siehe dazu bei grass, Österreichische Kanonistenschulen, S. 323–331. Zur weiteren Kar-
riere von Maassen und dessen Kampf gegen den Liberalismus siehe bei scHönegger, Der
Österreichische Kanonist Friedrich Maassen als Mensch, Gelehrter und Politiker.
444 Vgl. Maassen an Thun, Paris 22.01.1860, Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI D552,
Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach.
445 Vgl. grass, Österreichische Kanonistenschulen, S. 308.
446 oBerkofLer, Innsbrucker Romanisten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, S. 134–
135.
447 Karl Adolph Vangerow (Schiffelbach bei Marburg 1808–1870 Heidelberg), 1840–1870 Prof.
für Römisches Recht an der Universität Heidelberg.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen