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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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etwa über Die Preußische Politik und der italienische Krieg von 1859448 oder
Oesterreich und die italienischen Verträge. Eine Rechtsbetrachtung449. In bei-
den Werken stellte er sich dezidiert auf die Seite Habsburgs, indem er bei-
spielsweise eine Änderung in Norditalien als einen Angriff auf die 1815 etab-
lierte Ordnung und damit eine Bedrohung für ganz Europa deutete.450 Diese
pro-österreichische Haltung und Parteinahme öffnete Kleinschrod auch die
Türen zu einer Professur in Österreich.451 Als Vermittler hierzu fungiert
der damalige Minister des Äußern Bernhard Rechberg452, der Kleinschrod
an Thun empfohlen hatte.453 Neben seiner pro-habsburgischen Position war
auch Kleinschrods wissenschaftlicher Standpunkt ausschlaggebend. Er ver-
trat nämlich eine dezidiert rechtshistorische Auffassung, worin er besonders
von seinem akademischen Lehrer Vangerow beeinflusst worden war. Diesen
wollte Thun im Übrigen schon 1849 nach Österreich berufen, was damals
aber gescheitert war.454
In Innsbruck erhielt Kleinschrod den Lehrstuhl für den gemeinen deut-
schen Zivilprozess. Zugleich erhielt er die Erlaubnis über Römisches Recht
zu lesen, da Thun zu diesem Zeitpunkt bereits erwogen hatte, dem langge-
hegten Wunsch Maassens nach einer Versetzung nachzukommen.455
448 Emil kLeinscHrod, Die Preußische Politik und der italienische Krieg von 1859, Frankfurt
a.M. 1859.
449 Emil kLeinscHrod, Oesterreich und die italienischen Verträge, Frankfurt a.M. 1859.
450 Vgl. ebenda, S. 11–12.
451 oBerkofLer, Innsbrucker Romanisten im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, S. 134–
135.
452 Johann Bernhard Rechberg (Regensburg 1806–1899 Schwechat bei Wien), Diplomat,
1843–1847 Gesandter in Rio de Janeiro, 1849 österr. Bevollmächtigter bei der National-
versammlung in Frankfurt, 1853 Ziviladlatus des Generalgouverneurs in Lombardo-Vene-
tien, seit 1855 Bundespräsidialgesandter in Frankfurt, 1859–1864 österr. Außenminister,
1859–1861 auch Ministerpräsident.
453 Thun erwähnt dies in seinem Majestätsvortrag, Wien 30.01.1860, MCU Allg. Sig. 5, Fasz.
995, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv. Rechberg hatte Thun
im Übrigen auch anderweitig in Personalfragen beraten. So war er etwa auch in der Frage,
ob man Emil Rössler nach Österreich zurückholen sollte, von Thun zu Rate gezogen wor-
den. Außerdem fungierte Thun als Mentor von Rechbergs Sohn. Vgl. Thun an Rechberg,
Wien 21.07.1857, Sonderbestände Nl Braun 13-6-11-34, Österreichisches Staatsarchiv,
Haus-, Hof- und Staatsarchiv; Thun an Rechberg, Wien 8.02.1858, Sonderbestände Nl
Braun 13-6-11-34, Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv.
454 Vgl. dazu Thun an Hye, Wien 25.10.1849, Nachlass Hye, Karton 23, Österreichisches
Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
455 Vgl. ebenda; auch bei oBerkofLer, Innsbrucker Romanisten im 19. und beginnenden 20.
Jahrhundert, S. 135.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen