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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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berief. Allerdings kam im Fall von Kopetzky, wie wir sehen werden, auch
noch ein weiterer Grund hinzu. Zu Kopetzkys Leben ist insgesamt recht we-
nig bekannt, Karl Muth hat 1967 eine kurze Biografie des Professors ver-
fasst, in der er auch auf dessen Berufung nach Innsbruck eingeht.478 Die we-
nigen biografischen Daten und Lebensstationen konnte Muth aus den Akten
der Studienhofkommission entnehmen.
Kopetzky wurde 1812 in Domstadtl (Domašov nad Bystřicí) in Mähren
geboren. Er absolvierte im nahen Olmütz die philosophischen und theologi-
schen Studien und besuchte anschließend in Wien die juridische Fakultät.
Dort unterzog er sich auch den strengen Prüfungen. Er besaß Kenntnisse in
Latein, Griechisch, Französisch und Italienisch, scheint sich jedoch dann be-
sonders auf die klassischen Sprachen verlegt zu haben und wirkte teilweise
in Wien als Supplent für diese Sprachen. 1844 erhielt er den Lehrstuhl für
Philologie, klassische Literatur und Ästhetik an der Universität Olmütz.479
Im Oktober 1851 beschloss das Unterrichtsministerium, die philosophische
Fakultät der Universität mit Ende des folgenden Wintersemesters aufzulas-
sen. Die Professoren der Fakultät wurden entweder der verbleibenden juris-
tischen Fakultät zugeschlagen oder an andere Universitäten der Monarchie
versetzt, so auch Kopetzky.480 Dieser empfand die Versetzung als schwe-
ren Schicksalsschlag, dem er sich jedoch nicht ohne Weiteres fügen wollte.
Mit einem Gesuch an Thun versuchte er, die Versetzung nach Innsbruck
zu verhindern, und bat stattdessen an die Wiener Universität oder in das
Unterrichtsministerium versetzt zu werden.481 Er übersiedelte daher auch
vorerst nicht nach Innsbruck, obschon Kopetzky die Weisung erhalten hatte,
zu Beginn des Sommersemesters 1852 seine Lehrtätigkeit an der Innsbru-
cker Universität aufzunehmen.482 Als Begründung für seinen Wunsch, nicht
nach Innsbruck transferiert zu werden, führte Kopetzky vor allem persön-
liche Gründe an, die Entfernung von seiner Verwandtschaft – insbesondere
seines alten Vaters – und seiner Heimat. Daneben sah er in der Maßnahme
eine Degradierung in seiner sozialen Stellung, da er überzeugt war, bei den
bekannt hohen Lebenshaltungskosten in Innsbruck und seinem kärglichen
478 Robert mutH, Karl Libor Kopetzky. Professor der Philologie, der klassischen Literatur und
Ästhetik an der Universität Innsbruck 1852–1870, in: Robert Muth (Hg.), Acta philologica
Aenipontana, Innsbruck 1967, S. 7–16.
479 Siehe ebenda, S. 7–9.
480 Richard zimPricH, Die Professoren der k.k. Franzensuniversität zu Olmütz (1828–1855),
Steinheim am Main 1962, S. 36–39.
481 Kopetzky an Thun, Olmütz 01.04.1852, MCU, Präs. 242 ex 1852, Österreichisches Staats-
archiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv.
482 Vgl. Thun an Bissingen, Wien 29.02.1852, Statthalterei, Studien 2211/1852, Tiroler Lan-
desarchiv, siehe auch bei mutH, Karl Libor Kopetzky, S. 9–10.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen