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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK 274 Die Berufung von Schenkl war im Grunde eine Nicht-Berufung von Vah- len und somit in gewisser Weise eine Notlösung, denn eigentlich war Johan- nes Vahlen der Wunschkandidat Thuns gewesen. Die Ablehnung von Vahlen verdeutlicht zudem, dass die kleineren/mittleren österreichischen Universi- täten dem Vergleich mit den kleineren/mittleren preußischen Universitäten keinesfalls gewachsen waren, wenn nicht außerordentliche Bezüge nach Ös- terreich lockten. Die Berufung von Schenkl zeigt außerdem den Einfluss von Hermann Bo- nitz. Wenngleich im konkreten Fall zwar nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, dass Bonitz direkt auf Thun eingewirkt hat, so hatte er sich zumindest durch die Zahl seiner Schüler indirekt einen enormen Einfluss gesichert. Der Briefwechsel zwischen Ficker und Goebel zeigt auch, dass der Einfluss von Bonitz bei Thun kein Geheimnis war und dass der große Einfluss des Protestanten Bonitz in katholischen Kreisen ungern gesehen wurde. Kopetz- kys Einlassungen geben beredtes Zeugnis davon. Auch Goebels Befürchtun- gen, dass jemand, der nicht der Bonitz’schen oder der Bonner Schule ange- hörte, nur geringe Chancen in Österreich haben würde, bewahrheiteten sich im konkreten Fall. Thun war sich zumindest teilweise dieses fragwürdigen Eindrucks bewusst, wenn er schon 1856 an Schulte schrieb, dass er nicht zu viele ausländische Kandidaten berufen wolle, um nicht junge österreichische Philologen zu entmutigen.545 Die Episode, vor allem der Zwist zwischen den beiden Philologen, weist neuerlich darauf hin, dass die Reform auch einen Generationenwechsel in- nerhalb der Professorenschaft bedeutete, der nicht ohne Konflikte vonstat- tenging. Kopetzky hatte noch während des Vormärzes den Aufstieg zum Professor geschafft und hatte damals, wie ein abgelegter Konkurs zeigt, durchaus reüssiert.546 Schenkl hingegen entstammte einer neuen Gene- ration von jungen, wissenschaftlich geschulten und leistungsorientierten Professoren, in die Thun besondere Hoffnungen bei der Verbesserung des wissenschaftlichen Lebens und der Ausbildung der Gymnasiallehrer in Ös- terreich setzte. Den Konflikt verschärfte im konkreten Fall auch die Tat- sache, dass Kopetzky als strenger Katholik in Schenkl, einem Schüler des protestantischen Bonitz, einen Vertreter einer anti-katholischen Wissen- schaft sah, die in Kopetzkys Sichtweise letztlich „Österreich an den Rand des Verderbens“547 bringen werde. Der Antagonismus zwischen der mit 545 Thun an Schulte, o.O. 19.06.1856, auszugsweise abgedruckt in: Johann Friedrich scHuLte, Lebenserinnerungen. Mein Wirken als Rechtslehrer, mein Anteil an der Politik in Kirche und Staat, Gießen 41908, S. 86. 546 Vgl. bei mutH, Karl Libor Kopetzky, S. 8–9. 547 Kopetzky an Rauscher, Innsbruck 30.12.1860, Bischofsakten Rauscher, 1860, Diözesanar- chiv Wien.
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Title
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Subtitle
Aufbruch in eine neue Zeit
Author
Christof Aichner
Publisher
Böhlau Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
512
Keywords
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Categories
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860