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5.13. DIE BERUFUNG VON TOBIAS WILDAUER 279
seien nur Johann Heinrich Löwe577 und Robert Zimmermann578 renommiert,
so Gasser weiter, aber beide könne man nicht empfehlen, den einen nicht,
weil er Güntherianer sei, den anderen nicht, weil seine jüngste Schrift nicht
die in ihn gelegten Erwartungen erfüllte. Aus heutiger Sicht dürfte es außer-
dem fraglich sein, ob diese beiden einen Ruf von Prag überhaupt angenom-
men hätten, zumal das Prestige von Prag deutlich höher war als jenes von
Innsbruck. Kandidaten von außerhalb wollte Gasser nur bedingt empfeh-
len, hier nannte er Johann Nepomuk Oischinger579 und Martin Deutinger580:
Dieser sei aber ein Eklektiker und jener „weit glücklicher im Niederreißen
als im Aufbauen“581. Damit nannte er zwei Kandidaten, die sich dem Ziel
der Erneuerung einer christlichen Philosophie verschrieben hatten.582 Deu-
tinger war im Übrigen wie auch Moy und Phillips seit der Montez-Affäre
ohne Stelle an der Universität und hätte in dieser Hinsicht freilich gut nach
Innsbruck gepasst. Letztlich blieb daher Schenach für Gasser der beste Kan-
didat und die Chancen, dass Schenach den Ruf annehme, erhöhten sich auch
dadurch, dass der Philosoph von Thun und dessen Zielen überzeugt war: „In
den Grafen Thun ist Schenach verliebt; vielleicht daß er ihm zuliebe doch
den Ruf nach Wien annehmen würde.“583
bruck. Aus einem Brief von Perkmann an Wildauer, Perkmann an Wildauer, Innsbruck
06.08.1862, Nachlass Wildauer - Korrespondenz I-P, Tiroler Landesmuseum Ferdinan-
deum, erfahren wir, dass dieser in Innsbruck bei Schenach Philosophie studiert hatte, um
anschließend auf Anraten desselben ab 1853/54 in Wien das Studium der Geschichte zu
absolvieren, da er sich mit diesem Studium mehr Aussichten auf eine Anstellung erhoffte.
1864 scheiterte sein Habilitationsversuch im Fach Philosophie vor allem am negativen Ur-
teil Wildauers. Siehe dazu goLLer, Die Lehrkanzeln für Philosophie an der Philosophi-
schen Fakultät der Universität Innsbruck, S. 49.
577 Johann Heinrich Löwe (Prag 1808–1892 Prag), ab 1838 Prof. für Philosophie am Lyzeum in
Salzburg, ab 1851 Prof. an der Universität Prag.
578 Robert Zimmermann (Prag 1824–1898 Prag), Sohn von Johann August Zimmermann, ab
1849 Prof. für Philosophie an der Universität Olmütz, 1852–1861 Prof. an der Universität
Prag, 1861–1895 Prof. für Philosophie an der Universität Wien.
579 Johann Nepomuk Paul Oischinger (Wittmannsberg 1817–1876 München), Theologe und
Philosoph, Privatgelehrter.
580 Martin Deutinger (Langenpreising 1815–1864 Pfäfers), 1841–1846 Prof. für Philosophie
am Lyzeum in Freising, 1846/47 Privatdozent für Philosophie an der Universität München,
ab 1858 Universitätsprediger in München.
581 Gasser an Fessler, Brixen 23.02.1855, Nachlass Fessler 3, Diözesanarchiv St. Pölten.
582 Vgl. Franz Heinrich reuscH, Oischinger, Johann Nepomuk Paul, in: Allgemeine Deut-
sche Biographie, Bd. 24, Leipzig 1887, S. 210 und Bernhard Braun, Martin Deutinger
(1815–1864), in: Emmerich S. J. Coreth (Hg.), Christliche Philosophie im katholischen Den-
ken des 19. und 20. Jahrhunderts, Graz 1988, S. 285–305.
583 Gasser an Fessler, Brixen 23.02.1855, Nachlass Fessler 3, Diözesanarchiv St. Pölten.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen