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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK
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5.16.1. Der Tod Schulers
Am 12. Oktober 1859 starb überraschend der Professor für Strafrecht und
Rechtsphilosophie Johann Schuler. Schon am Tag von Schulers Beerdigung
am 15. Oktober trat die Fakultät daher an das Ministerium heran, um die
einstweilige Vertretung für Schuler zu regeln. Karl Ernst Moy de Sons bot
sich darin an, die Kollegien aus dem Fach Rechtsphilosophie für den Ver-
storbenen zu übernehmen. Für die Vertretung aus dem Bereich des Straf-
rechts nannte die Fakultät drei mögliche Kandidaten, die das Fach bis zu
einer definitiven Besetzung supplieren sollten. An erster Stelle reihte die
Fakultät Professor Ignaz Pfaundler, an die zweite Stelle Johann Rapp763 und
schließlich einen jungen Absolventen der Innsbrucker Universität, Anton
Fetz.764 Letzterer hatte die strengen Prüfungen erst im vorigen Winter („un-
animiter cum applausu“) bestanden und war dem Ministerium von der Fa-
kultät für ein Reisestipendium empfohlen worden, damit er die Befähigung
zum Lehrfach anstreben könne. Moy hatte Fetz zudem privatim an Thun
empfohlen und ihn dabei als einen „der begabtesten jungen Männer“765, die
ihm je untergekommen waren, bezeichnet. Um seine Empfehlung zu verstär-
ken, verwies Moy auch darauf, dass er mit seinen Ratschlägen bisher meist
richtig gelegen hatte und dies für Fetz nun umso mehr gelten dürfe. Das
Stipendium für Fetz war allerdings nicht bewilligt worden.766
Das Ministerium zeigte sich indes am 17. November 1859 mit dem Vor-
schlag der Fakultät einverstanden, dass Pfaundler einstweilen das Straf-
recht supplieren und Moy die rechtsphilosophischen Kollegien übernehmen
sollte. Gleichzeitig forderte das Unterrichtsministerium die Fakultät auf,
sobald als möglich Vorschläge für eine definitive Besetzung des vakanten
Lehrstuhls im Ministerium zu deponieren.767
Moy hatte in der Zwischenzeit – kurz nachdem die Fakultät die Vor-
schläge für die Supplierung nach Wien gesendet hatte – versucht, sich auf
privatem Wege für den oben erwähnten, allerdings lediglich drittgereihten
763 Johann Rapp (Innsbruck 1829–1908 Kaltern), 1851 Dr. jur., zunächst Konzipist, ab 1865
Advokat in Kaltern, 1877–1880 Bürgermeister ebendort, 1870–1895 Tiroler Landtagsabge-
ordneter, 1873–1898 Mitglied des Reichstages.
764 Anton Fetz (*Bezau 1835), Student der Rechte, ab 1860 Auskulant beim Kreisgericht in
Wels. Fetz war ein Neffe des Propstes von St. Florian und Historikers Jodok Stülz. Zu Fetz
kurz bei goLLer, Die Matrikel der Universität Innsbruck.
765 Moy an Thun, Innsbruck 13.02.1859, Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI D497, Staat-
liches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach.
766 Vgl. dazu Moy an Fessler, Innsbruck 16.10.1859, Nachlass Fessler 5, Diözesanarchiv St.
Pölten.
767 oBerkofLer, August Geyers Berufung nach Innsbruck (1860).
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen