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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
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5 DIE PERSONALPOLITIK LEO THUNS AN DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK 324 Interessant ist dabei – neben dem Argument Wildauers, den Juristen auch eine philosophische Bildung anheim kommen zu lassen (und damit wohl auch den Wegfall der bis wenige Jahre zuvor bestehenden alten philosophi- schen Fakultät zu kompensieren) – insbesondere Wildauers Geringschät- zung der bis 1848 dominierenden Rechtslehre in Österreich. Aus seiner Sicht führte eine am Naturrecht inspirierte Rechtsauffassung zu Unsicherheit und zu Relativismus bei den Studenten. Der Relativismus würde aber seiner Ansicht nach die traditionelle Ordnung und das göttliche Recht zerstören, von Wildauer als Kenner der griechischen Philosophie hier mit Themis,779 der griechischen Gottheit der traditionellen Ordnung, bezeichnet. Wildauer hoffte wohl auch, durch eine gezielt gesteuerte Lehre der Rechtsphilosophie diesem Relativismus gegensteuern zu können, auch indem er sich an den Lehren seines Mentors Georg Schenach orientierte.780 Thun musste eine solche Absicht zwar zusagen, denn er bevorzugte ohne- hin die historische Perspektive der Rechtswissenschaft und hatte die Rechts- philosophie aus den relevanten Fächern der Staatsprüfungen entfernt, den- noch ging er in seinem Vortrag781 an den Kaiser nicht auf den Vorschlag der Fakultät ein. Ob Fessler bei Thun in der Angelegenheit vorgesprochen hat, ist im Übrigen nicht zu eruieren. Noch dazu setzte Thun sich über die von der Fakultät eingesandte Terna hinweg und schlug den drittgereihten Au- gust Geyer dem Kaiser als Kandidaten für die Besetzung der Stelle vor. Dem Kaiser gegenüber erklärte er diesen Schritt damit, dass er die Argumente der Fakultät zwar schätze, er jedoch einen anderen Schwerpunkt setze als das Innsbrucker Kollegium: Dasselbe legt nämlich das entscheidende Gewicht auf die praktische Ausbil- dung im Gebiete des österreichischen Strafrechtes, während ich für die Profes- sur das Hauptgewicht auf die Befähigung zu wissenschaftlicher Behandlung des bezüglichen Lehrfaches legen muss.782 Denn während die philosophische Fakultät in dieser Hinsicht bereits in der Vergangenheit versorgt worden war, benötige „die rechts- und staatswis- senschaftliche Fakultät dieser Universität einen Zuwachs wissenschaftlich strebsamer Männer dringend.“783 In dieser Hinsicht musste Thun Geyer den 779 Vgl. dazu Lutz käPPeL, Themis, in: Der Neue Pauly, Bd. 12/1, Stuttgart, Weimar 2002. 780 Vgl. Wildauer an Fessler, Innsbruck 04.02.1860, Nachlass Fessler 8, Diözesanarchiv St. Pölten. 781 Der Vortrag ist zum Großteil abgedruckt bei oBerkofLer, August Geyers Berufung nach Innsbruck (1860), S. 130–131. 782 Majestätsvortrag, Wien 08.04.1860, MCU Präs. 5962/1860, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungsarchiv. 783 Ebenda.
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Title
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Subtitle
Aufbruch in eine neue Zeit
Author
Christof Aichner
Publisher
Böhlau Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
512
Keywords
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Categories
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