Page - 337 - in Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
Image of the Page - 337 -
Text of the Page - 337 -
6.1. BITTE UM VERVOLLSTÄNDIGUNG DER UNIVERSITÄT INNSBRUCK 337
von Peter Goller von Wichtigkeit in diesem Zusammenhang.6 Die Verschie-
bung der Perspektive und die Einbeziehung neuer Quellen ermöglicht es
aber, nicht nur die Gründung der theologischen Fakultät zu untersuchen,
sondern auch der Frage nachzugehen, welche Vorstellungen von der Uni-
versität Innsbruck sich hinsichtlich deren Stellung zur katholischen Kirche
bzw. im Gesamtverbund des österreichischen Universitätssystems ablesen
lassen.
Um die Situation im Jahre 1857 umfassend beurteilen zu können, ist es
daher notwendig, den Blick zuvor noch einmal einige Jahre zurück zu wer-
fen. Besonders in das Jahr 1848 und die frühen 1850er-Jahre fallen mehrere
Entwicklungen, die für das Verständnis und die Vorgänge im Jahr 1857 kon-
stitutiv sind.
6.1. Bitte um Vervollständigung der Universität Innsbruck und
Ansiedlung der Jesuiten
Schon im Jahr 1848/49 hatte es im Zuge der Debatte um die Vervollständi-
gung der Innsbrucker Universität einen Versuch gegeben, eine theologische
(und eine medizinische) Fakultät zu errichten, um somit die Gefahr einer
Aufhebung der Universität zu bannen.7 Zu diesem Zeitpunkt gab es erste
Verhandlungen zur Gründung einer theologischen Fakultät, die letztlich je-
doch insbesondere daran scheiterten, dass der Brixner Bischof das dortige
Seminar nicht nach Innsbruck transferieren wollte. Auch die damals dis-
kutierte Verlegung des Bischofsstuhls nach Innsbruck lehnte er ab. Nach-
dem 1848/49 die Verhandlungen gescheitert waren, jedoch auch die akute
Gefahr der Aufhebung der Universität gebannt war, wurde das Projekt zur
Einrichtung einer theologischen Fakultät zunächst nicht weiter verfolgt. Erst
mit dem Tod des Prälaten des Stifts Wilten Alois Röggl8 wurde neuerlich die
Möglichkeit diskutiert, den Sitz der Diözese von Brixen in die Landeshaupt-
stadt Innsbruck zu verlegen oder die Diözesangrenzen neu zu ziehen und in
Innsbruck eine eigene Diözese zu errichten.9 Mit einem solchen Schritt hätte
man das wesentliche Hindernis für das Bestehen einer theologischen Fakul-
6 goLLer, Die Matrikel der Universität Innsbruck.
7 Vgl. dazu Kapitel 3.3.
8 Alois Röggl OPraem (Innsbruck 1782–1851 Innsbruck), 1805 Priesterweihe, 1817–20 Sub-
prior von Stift Wilten, 1820 Abt, 1822–32 General Gymnasialdirektor für Tirol und Vorarl-
berg und Direktor des Innsbrucker Gymnasiums, 1830–1842 Direktor des Theresianums in
Innsbruck.
9 Vgl. Moy an Unbekannt, Innsbruck o.D. [06.06.1851], Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3
XXI D118, Staatliches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen