Page - 352 - in Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
Image of the Page - 352 -
Text of the Page - 352 -
6 DIE EINRICHTUNG DER THEOLOGISCHEN FAKULTÄT IM JAHR
1857352
müsse („sarà conforme alle dottrine della Religione cattolica“82). Daraus
ergab sich allerdings zugleich die Forderung, dass an den österreichischen
Gymnasien und Universitäten nur Katholiken angestellt werden sollten.83
Allerdings erteilte die Congregazione per gli affari ecclesiastici straordinari
dem Nuntius in „geheimen Instruktionen“84 die Vollmacht, diese Forderung
bei Widerstand von Seiten der österreichischen Regierung dahingehend ab-
zuschwächen, dass nur an Lehranstalten für Katholiken die Professoren
ausnahmslos katholisch sein mussten. Im Hinblick auf die Überwachung
der Universitäten war der Heilige Stuhl nötigenfalls bereit, der Einrichtung
einer Kommission zur Überwachung der Studien unter der Führung des je-
weiligen Bischofs zuzustimmen.85
Erst als der Nuntius seine Bedenken zu diesen Forderungen geäußert
hatte, gab die römische Kurie diese Maximalposition weitgehend auf. Der
Nuntius machte diese nämlich darauf aufmerksam, dass die kaiserliche
Regierung in so einem Fall genötigt wäre, bereits angestellte Professoren
zu entlassen, und außerdem befürchtete Viale-Prelà einen Aufschrei unter
den Protestanten und eine noch stärkere Unterdrückung der Katholiken in
Deutschland.86 Der Heilige Stuhl beschränkte sich daher auf die vage For-
mulierung, dass die Lehre an den Universitäten im Einklang mit der katho-
lischen Religion sein solle. Allerdings sollte der Nuntius in den Verhandlun-
gen klar machen, dass im Falle der Anstellung von Protestanten diejenigen
Universitäten, welche im Besitz von päpstlichen Privilegien waren, was in
Wien, Prag, Olmütz, Krakau, Padua und Pavia der Fall war, diese verlieren
würden.87 Im Dezember 1853 erteilte Kardinalstaatssekretär Antonelli88
82 Sitzungsprotokolle, Rom, Arch. Nunz. Vienna, Vol. 404, Vatikanisches Geheimarchiv, f.
28r.
83 Sitzungsprotokolle, Rom, Arch. Nunz. Vienna, Vol. 404, Vatikanisches Geheimarchiv, f.
28v; Istruzione ostensibile, Rom 09.08.1853, Arch. Nunz. Vienna, Vol. 404, Vatikanisches
Geheimarchiv, f. 79r–v. Letzteres auch im Druck bei zanotti, Il concordato Austriaco del
1855, S. 261–271, hier S. 265–266.
84 Ebenfalls abgedruckt bei zanotti, Il concordato Austriaco del 1855, S. 273–282.
85 Istruzioni segreti, Rom 09.08.1853, Arch. Nunz. Vienna, Vol. 404, Vatikanisches Geheimar-
chiv, f. 117v–118r.
86 Ebenda, f. 171r–v.
87 Ebenda, f. 171r–v; auch Appendice all’istruzione in data 9. Agosto 1853, Vatikan
26.12.1853, Arch. Nunz. Vienna, Vol. 404, f. 190r–199r, Vatikanisches Geheimarchiv. Zu
den Privilegien gehörten etwa für Wien insbesondere die selbstständige geistliche Jurisdik-
tion in Zivil- und Kriminalsachen, die Exemption der Universitätsangehörigen von der Ju-
risdiktion durch den Bischof oder die Erlaubnis für Magister und Studenten der Universi-
tät sich für fünf Jahre abwesend von ihren Benefizien aufhalten zu dürfen. Vgl. Geschichte
der Kaiserlichen Universität zu Wien. Zweiter Band. Statutenbuch der Universität, Wien
1854.
88 Giacomo Antonelli (Sonnino 1808–1876 Rom), ab 1847 Kardinalstaatssekretär.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen