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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
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7.2. SPRACHEN UND SPRACHENFRAGE ALS KONFLIKTPUNKT INNERHALB DER UNIVERSITÄT 383 der vielsprachigen Monarchie zu etablieren, waren solche Ausnahmere- gelungen nicht mehr vereinbar. Dass die Durchsetzung der Vereinheitli- chungsbestrebungen allerdings nicht ohne Probleme verlief, lässt sich er- ahnen. Das Beispiel von Innsbruck zeigt dabei, welche unterschiedlichen Interessen sich mit der Politik des Neoabsolutismus verbanden und wie sehr auch die unterschiedlichen politischen Instanzen, die an der Verwaltung und Gestaltung der Universität beteiligt waren, unterschiedliche Konzepte und Ziele verfolgten. Nachdem sich im Zuge der Reform zunächst keine Änderungen für die Verwendung der Sprachen an der Universität Innsbruck abgezeichnet hat- ten, forderte der Statthalter von Tirol und Vorarlberg, Cajetan Bissingen, im Oktober 1852 die Universität überraschend auf, den Studenten künftighin nicht mehr zu erlauben, ihre strengen Prüfungen nach Wunsch auch in ita- lienischer Sprache absolvieren zu dürfen. Bissingen argumentierte dabei ei- nerseits mit einer entsprechenden ministeriellen Verordnung, die Deutsch als Prüfungssprache vorsah, andererseits mit der Aufhebung des Verbots, die Universitäten Padua und Pavia zu besuchen (September 1852). Daher, so schrieb Bissingen weiter, könne man die Sonderbehandlung der italie- nischsprachigen Studenten nicht mehr aufrechterhalten, und außerdem sei die Sonderregelung gegenüber den Eltern, die wohl wünschten, ihre Söhne würden in Innsbruck Deutsch lernen, nicht zu rechtfertigen.36 Bereits zwei Wochen darauf wies Leo Thun den Statthalter allerdings da- rauf hin, dass er zwar grundsätzlich im Sinne der Regierung agiert habe, die Angelegenheit jedoch größere Behutsamkeit erfordere und das Verbot der italienischen Sprache im universitären Bereich mit größtem Bedacht erfol- gen müsse. Thun befürchtete nämlich, dass bei der gleichzeitigen Aufhebung der Zugangsbeschränkungen zu den Universitäten im Königreich Lombar- do-Venetien nur noch wenige Studenten aus dem südlichen Tirol nach Inns- bruck kämen. Daher müsse die Regelung mit Vorsicht umgesetzt werden, damit nicht die „gänzliche Verscheuchung der Wälschtiroler von der deut- schen Universität ihres Kronlandes“37 eintrete. Er empfahl dem Statthalter daher, bei den Professoren mündlich darauf hinzuwirken, dass diese zwar die Studenten mit Verweis auf die beruflichen Vorteile anspornen sollten, die deutsche Sprache zu erlernen und in den Prüfungen zu verwenden, aber 36 9905/Studien, Innsbruck 25.10.1852, Akten des Rektorats 18, 79/R ex 1852/53, Universi- tätsarchiv Innsbruck. 37 Thun an Bissingen, Wien 13.11.1852, Statthalterei Studien 10839 ad 41/1852, Tiroler Lan- desarchiv. Die Stimmung an den italienischen Universitäten wurde in Wien sehr kritisch gesehen. Mehrfach gab es Warnungen aus Mailand, dass die Professoren nicht loyal zum Kaiserstaat stünden. Vgl. dazu mazoHL-waLLnig, Die Österreichische Unterrichtsreform in Lombardo-Venetien 1848–1854, S. 118–119.
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Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Title
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Subtitle
Aufbruch in eine neue Zeit
Author
Christof Aichner
Publisher
Böhlau Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
512
Keywords
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Categories
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