Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit
Page - 389 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 389 - in Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit

Image of the Page - 389 -

Image of the Page - 389 - in Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit

Text of the Page - 389 -

7.2. SPRACHEN UND SPRACHENFRAGE ALS KONFLIKTPUNKT INNERHALB DER UNIVERSITÄT 389 den Erfolg seiner Politik kritisch beurteilte, „die Gymnasien nicht volle Ge- legenheit biethen, die deutsche Sprache gründlich zu erlernen“58. Mit diesem Schreiben aus dem Juni 1857 war die Angelegenheit weitgehend erledigt, Thun zeigte sich erfreut über das Einlenken und kam auch der Universität entgegen, indem er es erlaubte, dass bei den ersten beiden Staatsprüfun- gen, „die eine oder andere“59 Frage auch auf Italienisch beantwortet werden dürfe, da ja gerade im Staatsdienst die Kenntnis der italienischen Sprache von großer Wichtigkeit sei. Gerhard Oberkofler deutete dies als Niederlage Thuns und der neoabsolutistischen Politik. Dem ist allerdings nur teilweise zuzustimmen, weil Thun grundsätzlich in der Sache hart geblieben war und nur bei den rechtshistorischen und theoretischen Staatsprüfungen, also den ersten beiden Prüfungen, diese Ausnahme gelten ließ, nicht aber bei den judi- ziellen und staatswissenschaftlichen Prüfungen60 am Ende des Studiums, wie Oberkofler61 und auch Klein-Bruckschwaiger62 konstatieren. Das Drängen Thuns auf die Verwendung der deutschen Sprache bei den Rigorosen und Staatsprüfungen an der Universität Innsbruck ist im Rah- men der Sprachenpolitik des neoabsolutistischen Systems zu sehen und dem Anspruch der Etablierung einer einigenden Wissenschafts- und Ver- waltungssprache geschuldet. Gleichwohl darf nicht vergessen werden, dass Thun mit seinen Anordnungen auch auf eine Steigerung der Qualität der Rigorosen und des Ansehens des Doktorats abzielte. Mehrfach weist Thun nämlich darauf hin, dass die lasche Haltung der Professoren „die Ehre der Universität und die Würde des österreichischen Doktorates“63 verletzten. Auch Karl Ernst Moy erkannte hinter der rigiden Haltung Thuns dieses Ziel.64 Die Härte, mit der Thun die Rigorosenordnung durchsetzen wollte, speiste sich daher wohl auch zum Teil aus dem Ärger über die nachlässige Haltung der Professoren. Nicht zuletzt muss der Konflikt auch mit Blick auf die verschiedenen In- teressenlagen, die zwischen Wien und Tirol herrschten, betrachtet werden, 58 5102/283. Thun an Karl Ludwig, Wien 07.06.1857, Statthalterei, Präsidialakten, 1632 ad 33/1857, Tiroler Landesarchiv. 59 5102/283. Thun an Karl Ludwig, Wien 07.06.1857, Statthalterei, Präsidialakten, 1632 ad 33/1857, Tiroler Landesarchiv. 60 Die Erlaubnis hierzu konnte nur das Ministerium geben. 61 oBerkofLer, Die Rechtslehre in italienischer Sprache an der Universität Innsbruck. 62 Franz kLein-BruckscHwaiger, Zur Geschichte des Sprachenrechts an der Universität Inns- bruck, in: Theodor Veiter (Hg.), Volkstum zwischen Moldau, Etsch und Donau. Festschrift für Franz Hieronymus Riedl, Wien, Stuttgart 1971, S. 198–216, hier S. 202. 63 1084/53. Thun an Karl Ludwig, Wien 07.02.1857, Statthalterei, Präsidialakten, 429/1857, Tiroler Landesarchiv. 64 Moy an Thun, Innsbruck 08.12.1854, Nachlass Leo Thun-Hohenstein, A3 XXI D308, Staat- liches Gebietsarchiv Leitmeritz, Zweigstelle Tetschen-Bodenbach.
back to the  book Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 - Aufbruch in eine neue Zeit"
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860 Aufbruch in eine neue Zeit
Title
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Subtitle
Aufbruch in eine neue Zeit
Author
Christof Aichner
Publisher
Böhlau Verlag
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20847-1
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
512
Keywords
University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860