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8.2. DIE BIBLIOTHEK NACH 1848 405
logen Karl Schenkl zu erfahren ist. Schenkl hatte sich in seinen Innsbrucker
Jahren mehrfach an den Altphilologen und Bibliothekar der königlichen Bib-
liothek in München, Karl Halm, gewandt um sich von dort Bücher ausleihen
zu können, begleitet von regelmäßigen Klagen über die schlechte Ausstattung
der Bibliothek: „Es ist hier wahrlich zu verzweifeln, da man für jede Arbeit
eine Unmasse Bücher einkaufen muß und dann immer noch Mangel leidet.“23
Klagen über den schlechten Zustand der Universitätsbibliothek be-
schränkten sich im Übrigen aber nicht auf Innsbruck, sondern auch an ande-
ren Universitäten mangelte es an guten Studienbibliotheken.24
8.2.2. Die neue Rolle der Bibliothek
Den Klagen über diesen Missstand folgten in den kommenden Jahren zu-
nehmend Bittgesuche an das Unterrichtsministerium, um dort Sonderdota-
tionen für Bücherankäufe für einzelne Fächer erwirken zu können. Im Jahr
1856 stellten beispielsweise die Professoren Friedrich Maassen und Ernest
Theser einen Antrag beim Ministerium für Kultus und Unterricht um eine
Sonderdotation für das Fach Römisches Recht. Das Fach war kurz zuvor
durch die neue juridische Studienordnung von 1855 aufgewertet worden und
aktuelle Fachbücher in den Bibliotheken waren folglich rar. In ihrem Antrag
gingen die beiden Rechtsprofessoren zunächst auf die allgemeine Situation
in ihren Fächern ein, um dann schließlich auf die zweifache Rolle der Biblio-
thek im Unterricht hinzuweisen:
Sie soll nämlich einmal den Studierenden die Hülfsmittel gewähren, auch au-
ßerhalb des Hörsaals sich zu unterrichten, sich durch Vergleichung verschie-
dener Lehrmeinungen und Systeme und durch Einsicht in die Quellen [...]
selbständige Ansichten zu bilden.25
Diesem Zweck könne man mit recht geringen Mitteln dienen und dazu seien
nur einige Lehrbücher und Quellensammlungen notwendig. Doch komme
der Bibliothek auch noch ein anderer Zweck zu:
23 Schenkl an Halm, Innsbruck 07.10.1862, Halmiana VIII, Schenkl, Bayerische Staatsbib-
liothek. Ähnlich auch in anderen Briefen, etwa Schenkl an Halm, Innsbruck 27.12.1858,
Halmiana VIII, Schenkl, Bayerische Staatsbibliothek.
24 Vgl. dazu die Klagen über die Situation in Olmütz in Akademische Monatsschrift. Centra-
lorgan für die Gesamtinteressen deutscher Universitäten (März 1850), S. 106–113, hier S.
109.
25 Theser und Maassen an das Ministerium für Cultus und Unterricht, Innsbruck 10.10.1856,
Statthalterei Studien Beilage zu 23402/1856, Tiroler Landesarchiv.
Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
Aufbruch in eine neue Zeit
- Title
- Die Universität Innsbruck in der Ära der Thun-Hohenstein’schen Reformen 1848–1860
- Subtitle
- Aufbruch in eine neue Zeit
- Author
- Christof Aichner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20847-1
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 512
- Keywords
- University of Innsbruck, University Reforms, Thun-Hohenstein, Leo, Universität Innsbruck, Reform, Universitätspolitik, Thun-Hohenstein
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen