Page - 62 - in Unser Vaterland - Steiermark und Kärnten

Steiermark. illustre. Gäste warten, um ein berühmtes Bad zu sein. Stainz besitzt ein altes Chorhcrrnstift, welches aber Kaiser Josef zn einer Kafcrne ge- macht hat, bis es dann Erzherzog Johann er- warb. Heute dient es thcilwcisc zu Bcamten- Einsiedelei, Wohnungen: zum größten Theile steht es leer und öde, so freund- lich es mit feinen hellen Fenstern hinauslacht in die Gegend. Tie Straße führt nun be- ständig hügclauf, thalab; in jedem Thälchen fließt unter Silberweiden ein klares Wasser; auf jeder Höhung bietet sich eine anmuthsrcichc Aus- sicht über das sonnige Gelände, das, im Westen sich an die dunkeln Waldkissen der Schwanbcrger- und Koralpcn lehnend, in üppigster Fruchtfülle daliegt. Feld-, Garten-, Wein- und Bergbau, Viehzucht und Wildzucht, Holzwirthschaft und In- dustrie, belebe», bereichern die Ge- gend, in welcher ein mildes, ge- sundes Klima athmet, in deren Ortschaften noch einmal dentschcs Wesen und deutsche Sitte aufstrebt, bis es wenige Stunden weiter südlich mit einem Male verlischt. Wir gelangen zu dem freundlichen Markte Deutsch-Landsberg. Ueber demselben auf dem Berge ragt die gleichnamige Burg, einst Sitz der mächtigen Grafen von Khücn- burg, jetzt dem Fürsten Lichtenstcin gehörig. Man gelangt am besten dahin, wenn man durch das hier plötzlich eng nnd wild werdende ^aßnitzthal, im dunkeln Schatten hoher Tannen, an einer Einsiedelei und einem int Walde stehenden Gedächtnißsteine des steirischen Dichters Johann Kalchberg vorbei, emporsteigt. In der Fclsenschlucht, über dem Brausen des Wassers, unter dein Rauschen der Wipfel wohnt die Einsamkeit. Aber die Blasirten sind gekommen und haben hier eine Einsiedelei gebaut, um an schönen Sommcrtagen drin — Karten zu spielen. Vergebens ruft der Dichter, der auf einen Stein folgende Zeilen schrieb, das Wasser an: „O, schlinge dich, du sanfte Quelle, Ein breiter Strom um uns herum. Und drohend mit empörter Welle Vertheidige dies Heiligthum!" Eilen wir weiter und lasse» wir uns überraschen durch die heitere Fernsicht, die sich am Eingänge in die Burg erschließt. Das Gebäude ist für Wirthschaftsräume eingerichtet worden, im Rittersaale tummeln sich die Schafe herum und macht wohl manch ein ritterlicher Schöps den züchtigen Fräulein seines Geschlechtes sittig den Hof, oder