Page - 13 - in Venus im Pelz
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Wie alle Götter Griechenlands,
Auch ein verkappter Teufel.«
Dann stellte ich das Bild vor mich auf den Tisch, indem ich es mit einem
Buche stützte und betrachtete es.
Die kalte Koketterie, mit der das herrliche Weib seine Reize mit den
dunklen Zobelfellen drapiert, die Strenge, Härte, welche in dem
Marmorantlitz liegt, entzücken mich und flößen mir zugleich Grauen ein.
Ich nehme noch einmal die Feder; da steht es nun:
»Lieben, geliebt werden, welch ein Glück! und doch wie verblaßt der
Glanz desselben gegen die qualvolle Seligkeit, ein Weib anzubeten, das uns
zu seinem Spielzeug macht, der Sklave einer schönen Tyrannin zu sein, die
uns umbarmherzig mit Füßen tritt. Auch Simson, der Held, der Riese, gab
sich Delila, die ihn verraten hatte, noch einmal in die Hand, und sie verriet ihn
noch einmal und die Philister banden ihn vor ihr und stachen ihm die Augen
aus, die er bis zum letzten Augenblicke von Wut und Liebe trunken auf die
schöne Verräterin heftete.«
Ich nahm das Frühstück in meiner Gaisblattlaube und las im Buche Judith
und beneidete den grimmen Heiden Holofernes um das königliche Weib, das
ihm den Kopf herunterhieb, und um sein blutig schönes Ende.
»Gott hat ihn gestraft und hat ihn in eines Weibes Hände gegeben.« Der
Satz frappierte mich.
Wie ungalant diese Juden sind, dachte ich, und ihr Gott, er könnte auch
anständigere Ausdrücke wählen, wenn er von dem schönen Geschlechte
spricht.
»Gott hat ihn gestraft und hat ihn in eines Weibes Hände
gegeben«, wiederholte ich für mich. Nun, was soll ich etwa anstellen, damit
er mich straft?
Um Gottes willen! da kommt unsere Hausfrau, sie ist über Nacht wieder
etwas kleiner geworden. Und dort oben zwischen den grünen Ranken und
Ketten wieder das weiße Gewand. Ist es Venus oder die Witwe?
Diesmal ist es die Witwe, denn Madame Tartakowska knickst und ersucht
mich in ihrem Namen um Lektüre. Ich eile in mein Zimmer und raffe ein paar
Bände zusammen.
Zu spät erinnere ich mich, daß mein Venusbild in einem derselben liegt,
nun hat es die weiße Frau dort oben, samt meinen Ergüssen. Was wird sie
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Venus im Pelz
- Title
- Venus im Pelz
- Author
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 114
- Keywords
- Novelle, Liebe
- Categories
- Weiteres Belletristik