Page - 37 - in Venus im Pelz
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Ihrer Nähe sein zu dürfen.«
»Severin, ich warne Sie noch einmal.«
»Sie warnen mich vergebens. Machen Sie mit mir, was Sie wollen, nur
stoßen Sie mich nicht ganz von sich.«
»Severin«, entgegnete Wanda, »ich bin ein leichtsinniges, junges Weib, es
ist gefährlich für Sie, sich mir so ganz hinzugeben, Sie werden am Ende in
der Tat mein Spielzeug; wer schützt Sie dann, daß ich Ihren Wahnsinn nicht
mißbrauche?«
»Ihr edles Wesen.«
»Gewalt macht übermütig.«
»So sei übermütig«, rief ich, »tritt mich mit Füßen.«
Wanda schlang ihre Arme um meinen Nacken, sah mir in die Augen und
schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, ich werde es nicht können, aber ich will es
versuchen, dir zulieb, denn ich liebe dich, Severin, wie ich noch keinen Mann
geliebt habe.«
Sie nahm heute plötzlich Hut und Schal und ich mußte sie in den Bazar
begleiten. Dort ließ sie sich Peitschen zeigen, lange Peitschen an kurzem
Stiel, wie man sie für Hunde hat.
»Diese dürften genügen«, sprach der Verkäufer.
»Nein, sie sind viel zu klein«, erwiderte Wanda mit einem Seitenblick auf
mich, »ich brauche eine große –«
»Für eine Bulldogge wohl?« meinte der Kaufmann.
»Ja«, rief sie, »in der Art, wie man sie in Rußland hatte für widerspenstige
Sklaven.«
Sie suchte und wählte endlich eine Peitsche, bei deren Anblick es mich
etwas unheimlich beschlich.
»Nun adieu, Severin«, sagte sie, »ich habe noch einige Einkäufe, bei denen
Sie mich nicht begleiten dürfen.«
Ich verabschiedete mich und machte einen Spaziergang, auf dem
Rückwege sah ich Wanda aus dem Gewölbe eines Kürschners heraustreten.
Sie winkte mir.
»Überlegen Sie sich’s noch«, begann sie vergnügt, »ich habe Ihnen nie ein
Geheimnis daraus gemacht, daß mich vorzüglich Ihr ernstes, sinnendes Wesen
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Venus im Pelz
- Title
- Venus im Pelz
- Author
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 114
- Keywords
- Novelle, Liebe
- Categories
- Weiteres Belletristik