Page - 43 - in Venus im Pelz
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»Du kannst lachen!« stöhnte ich, »ahnst du denn nicht –«
Sie war auf einmal ernst, richtete meinen Kopf mit ihren Händen auf und
zog mich dann mit einer heftigen Bewegung an ihre Brust.
»Wanda!« stammelte ich.
»Richtig, es macht dir ja Vergnügen, zu leiden«, sprach sie und begann von
neuem zu lachen, »aber warte nur, ich will dich schon vernünftig machen.«
»Nein, ich will nicht weiter fragen«, rief ich, »ob du mir für immer oder
nur für einen seligen Augenblick gehören willst, ich will mein Glück
genießen; jetzt bist du mein und besser dich verlieren, als dich nie besitzen.«
»So bist du vernünftig«, sagte sie und küßte mich wieder mit ihren
mörderischen Lippen, und ich riß den Hermelin, die Spitzenhülle auseinander
und ihre bloße Brust wogte gegen die meine.
Dann vergingen mir die Sinne. –
Ich erinnere mich erst wieder auf den Augenblick, wo ich Blut von meiner
Hand tropfen sah und sie apathisch fragte: »Hast du mich gekratzt?«
»Nein, ich glaube, ich habe dich gebissen.«
Es ist doch merkwürdig, wie jedes Verhältnis des Lebens ein anderes
Gesicht bekommt, sobald eine neue Person hinzutritt.
Wir haben herrliche Tage zusammen verlebt, wir besuchten die Berge, die
Seen, wir lasen zusammen und ich vollendete Wandas Bild. Und wie liebten
wir uns, wie lächelnd war ihr reizendes Antlitz.
Da kommt eine Freundin, eine geschiedene Frau, etwas älter, etwas
erfahrener und etwas weniger gewissenhaft als Wanda, und schon macht sich
ihr Einfluß in jeder Richtung geltend.
Wanda runzelte die Stirne und zeigt mir gegenüber eine gewisse Ungeduld.
Liebt sie mich nicht mehr?
Seit beinahe vierzehn Tagen dieser unerträgliche Zwang. Die Freundin
wohnt bei ihr, wir sind nie allein. Ein Kreis von Herren umgibt die beiden
jungen Frauen. Ich spiele als Liebender mit meinem Ernste, meiner
Schwermut eine alberne Rolle. Wanda behandelt mich wie einen Fremden.
Heute, bei einem Spaziergange, blieb sie mit mir zurück. Ich sah, daß es
mit Absicht geschah und jubelte. Was sagte sie mir aber.
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Venus im Pelz
- Title
- Venus im Pelz
- Author
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 114
- Keywords
- Novelle, Liebe
- Categories
- Weiteres Belletristik