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Venus im Pelz
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Page - 79 - in Venus im Pelz

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»Dir die Treue vollkommen bewahrt«, entgegnete Wanda, »ich schwöre es dir bei allem, was mir heilig ist. Ich habe alles nur getan, um deine Phantasie zu erfüllen, nur deinetwegen. Aber ich werde mir einen Anbeter nehmen, sonst ist die Sache nur halb, und du machst mir am Ende noch Vorwürfe, daß ich nicht grausam genug gegen dich war. Mein lieber, schöner Sklave! Heute aber sollst du wieder einmal Severin, sollst du ganz nur mein Geliebter sein. Ich habe deine Kleider nicht fortgegeben, du findest sie hier im Kasten, ziehe dich so an, wie du damals warst in dem kleinen Karpatenbade, wo wir uns so innig liebten; vergiß alles, was seitdem geschehen ist, o, du wirst es leicht vergessen in meinen Armen, ich küsse dir allen Kummer weg.« Sie begann mich wie ein Kind zu zärteln, zu küssen, zu streicheln. Endlich bat sie mit holdem Lächeln: »Zieh’ dich jetzt an, auch ich will Toilette machen; soll ich meine Pelzjacke nehmen? Ja, ja, ich weiß schon, geh nur!« Als ich zurückkam, stand sie in ihrer weißen Atlasrobe, der roten mit Hermelin besetzten Kazabaika, das Haar weiß gepudert, ein kleines Diamantendiadem über der Stirne, in der Mitte des Zimmers. Einen Augenblick erinnerte sie mich unheimlich an Katharina II., aber sie ließ mir keine Zeit zu Erinnerungen, sie zog mich zu sich auf die Ottomane und wir verbrachten zwei selige Stunden; sie war jetzt nicht die strenge, launische Herrin, sie war ganz nur die feine Dame, die zärtliche Geliebte. Sie zeigte mir Photographien, Bücher, welche eben erschienen waren, und sprach mit mir über dieselben mit so viel Geist und Klarheit und Geschmack, daß ich mehr als einmal entzückt ihre Hand an die Lippen führte. Sie ließ mich dann ein paar Gedichte von Lermontow vortragen, und als ich recht im Feuer war – legte sie die kleine Hand liebevoll auf die meine und fragte, während ein holdes Vergnügen auf ihren weichen Zügen, in ihrem sanften Blicke lag, »bist du glücklich?« »Noch nicht.« Sie legte sich hierauf in die Polster zurück und öffnete langsam ihre Kazabaika. Ich aber deckte den Hermelin rasch wieder über ihre halbentblößte Brust. »Du machst mich wahnsinnig«, stammelte ich. »So komm.« Schon lag ich in ihren Armen, schon küßte sie mich wie eine Schlange mit der Zunge; da flüsterte sie noch einmal: »Bist du glücklich?« »Unendlich!« rief ich. 79
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Venus im Pelz
Title
Venus im Pelz
Author
Leopold Von Sacher-Masoch
Date
1901
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
114
Keywords
Novelle, Liebe
Categories
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