Page - 89 - in Venus im Pelz
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hehren Leib in einem großen, schweren Pelz und ihre Füße in dem Schoße
des Geliebten zu wärmen sucht; ich denke mir den Günstling einer schönen
Despotin, welche den Sklaven peitscht, wenn sie müde ist, ihn zu küssen, und
von ihm um so wahnsinniger geliebt wird, je mehr sie ihn mit Füßen tritt, und
so werde ich das Bild ›Venus im Pelz‹ nennen.«
Der Maler malt langsam. Um so rascher wächst seine Leidenschaft. Ich
fürchte, er nimmt sich am Ende noch das Leben. Sie spielt mit ihm und gibt
ihm Rätsel auf, und er kann sie nicht lösen und fühlt sein Blut rieseln – sie
aber unterhält sich dabei.
Während der Sitzung nascht sie Bonbons, dreht aus den Papierhülsen
kleine Kugeln und bewirft ihn damit.
»Es freut mich, daß Sie so gut aufgelegt sind, gnädige Frau«, spricht der
Maler, »aber Ihr Gesicht hat ganz jenen Ausdruck verloren, den ich zu
meinem Bilde brauche.«
»Jenen Ausdruck, den Sie zu Ihrem Bilde brauchen«, erwiderte sie
lächelnd, »gedulden Sie sich nur einen Augenblick.«
Sie richtet sich auf und versetzt mir einen Hieb mit der Peitsche; der Maler
blickt sie starr an, in seinem Antlitz malt sich ein kindliches Staunen, mischt
sich Abscheu und Bewunderung.
Während sie mich peitscht, gewinnt Wandas Antlitz immer mehr jenen
grausamen, höhnischen Charakter, der mich so unheimlich entzückt.
»Ist das jetzt jener Ausdruck, den Sie zu Ihrem Bilde brauchen?« ruft sie.
Der Maler senkt verwirrt den Blick vor dem kalten Strahl ihres Auges.
»Es ist der Ausdruck –« stammelt er, »aber ich kann jetzt nicht malen –«
»Wie?« spricht Wanda spöttisch, »kann ich Ihnen vielleicht helfen?«
»Ja –« schreit der Deutsche wie im Wahnsinn auf – »peitschen Sie mich
auch.«
»Oh! mit Vergnügen«, erwidert sie, die Achseln zuckend, »aber wenn ich
peitschen soll, so will ich im Ernste peitschen.«
»Peitschen Sie mich tot«, ruft der Maler.
»Lassen Sie sich also von mir binden?« fragt sie lächelnd.
»Ja« – stöhnt er –
Wanda verließ für einen Augenblick das Gemach und kehrte mit den
Stricken zurück.
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Venus im Pelz
- Title
- Venus im Pelz
- Author
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 114
- Keywords
- Novelle, Liebe
- Categories
- Weiteres Belletristik