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Venus im Pelz
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»Gegenwärtig lebt er in Florenz«, fuhr ich fort, »er soll enorm reich sein –« »Um das habe ich nicht gefragt«, fiel sie mir rasch und schneidend ins Wort. »Der Mann ist gefährlich. Fürchtest du dich nicht vor ihm? Ich fürchte mich vor ihm. Hat er eine Frau?« »Nein.« »Eine Geliebte?« »Auch nicht.« »Welches Theater besucht er?« »Heute abend ist er im Theater Nicolini, wo die geniale Virginia Marini und Salvini, der erste lebende Künstler Italiens, vielleicht Europas, spielen.« »Sieh, daß du eine Loge bekommst – rasch! rasch!« befahl sie. »Aber Herrin –« »Willst du die Peitsche kosten?« »Du kannst im Parterre warten«, sprach sie, als ich ihr Opernglas und Affiche auf die Logenbrüstung gelegt hatte und eben den Schemel zurechtschob. Da stehe ich nun und muß mich an die Wand lehnen, um nicht umzusinken vor Neid und Wut – nein, Wut ist nicht das Wort dafür, vor Todesangst. Ich sehe sie im blauen Moirékleide, mit dem großen Hermelinmantel um die bloßen Schultern in ihrer Loge und ihn ihr gegenüber. Ich sehe, wie sie sich gegenseitig mit den Augen verschlingen, wie für sie beide heute die Bühne, Goldonis Pamela, Salvini, die Marini, das Publikum, ja die Welt untergegangen ist – und ich, was bin ich in diesem Augenblicke? – Heute besucht sie den Ball bei dem griechischen Gesandten. Weiß sie, daß sie ihn dort trifft? Sie hat sich wenigstens darnach angezogen. Ein schweres meergrünes Seidenkleid schließt sich plastisch an ihre göttlichen Formen und zeigt Büste und Arme unverhüllt; in dem Haare, das einen einzigen flammenden Knoten bildet, blüht eine weiße Seerose, von der grünes Schilf, mit einzelnen losen Flechten vermischt, auf den Nacken herabfällt. Keine Spur mehr von Erregung, von jener zitternden Fieberhaftigkeit in ihrem Wesen, sie ist ruhig, 94
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Venus im Pelz
Title
Venus im Pelz
Author
Leopold Von Sacher-Masoch
Date
1901
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
114
Keywords
Novelle, Liebe
Categories
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