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»Wanda« – mir kamen vor Entzücken die Tränen, ich beugte mich über sie
und bedeckte ihr reizendes Gesichtchen mit Küssen und sie – plötzlich in
lautes, mutwilliges Lachen ausbrechend – rief: »Hast du jetzt genug von
deinem Ideal, bist du mit mir zufrieden?«
»Wie?« – stammelte ich – »es ist nicht dein Ernst.«
»Es ist mein Ernst«, fuhr sie heiter fort, »daß ich dich lieb habe, dich allein,
und du – du kleiner, guter Narr, hast nicht gemerkt, daß alles nur Scherz und
Spiel war – und wie schwer es mir wurde, dir oft einen Peitschenhieb zu
geben, wo ich dich eben gerne beim Kopfe genommen und abgeküßt hätte.
Aber jetzt ist es genug, nicht wahr? Ich habe meine grausame Rolle besser
durchgeführt, als du erwartet hast, nun wirst du wohl zufrieden sein, dein
kleines, gutes, kluges und auch ein wenig hübsches Weibchen zu haben –
nicht? – Wir wollen recht vernünftig leben und –«
»Du wirst mein Weib!« rief ich in überströmender Seligkeit.
»Ja – dein Weib – du lieber, teurer Mann«, flüsterte Wanda, indem sie
meine Hände küßte.
Ich zog sie an meine Brust empor.
»So, nun bist du nicht mehr Gregor, mein Sklave«, sprach sie, »jetzt bist du
wieder mein lieber Severin, mein Mann –«
»Und er? – du liebst ihn nicht?« fragte ich erregt.
»Wie konntest du nur glauben, daß ich den rohen Menschen liebe – aber du
warst ganz verblendet – mir war bang um dich –«
»Ich hätte mir fast das Leben genommen um deinetwillen.«
»Wirklich?« rief sie, »ach! ich zittere noch bei dem Gedanken, daß du
schon im Arno warst –«
»Du aber hast mich errettet«, entgegnete ich zärtlich, »du schwebtest über
den Gewässern und lächeltest, und dein Lächeln rief mich zurück ins Leben.«
Es ist ein seltsames Gefühl, das ich habe, wie ich sie jetzt in meinen Armen
halte, und sie ruht stumm an meiner Brust und läßt sich von mir küssen und
lächelt; mir ist es, als wäre ich plötzlich aus Fieberphantasien erwacht, oder
ein Schiffbrüchiger, der tagelang mit den Wogen gekämpft hat, die ihn jeden
Augenblick zu verschlingen drohten, und endlich an das Land geworfen
wurde.
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Venus im Pelz
- Title
- Venus im Pelz
- Author
- Leopold Von Sacher-Masoch
- Date
- 1901
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 114
- Keywords
- Novelle, Liebe
- Categories
- Weiteres Belletristik