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Venus im Pelz
Page - 108 -
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Page - 108 - in Venus im Pelz

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Leise öffnend, schlage ich die Portière zurück. Wanda liegt auf der Ottomane, sie scheint mich nicht zu bemerken. Wie schön ist sie in dem Kleide von silbergrauer Seide, das sich verräterisch an ihre herrlichen Formen anschließt und ihre wunderbare Büste und ihre Arme unverhüllt läßt. Ihr Haar ist mit einem schwarzen Sammetbande durchschlungen und aufgebunden. Im Kamin lodert ein mächtiges Feuer, die Ampel wirft ihr rotes Licht, das ganze Zimmer schwimmt im Blut. »Wanda!« sage ich endlich. »O Severin!« ruft sie freudig, »ich habe dich mit Ungeduld erwartet«, sie springt auf und schließt mich in ihre Arme; dann setzt sie sich wieder in die üppigen Polster und will mich zu sich ziehen, ich gleite indes sanft zu ihren Füßen nieder und lege mein Haupt in ihren Schoß. »Weißt du, daß ich heute sehr verliebt in dich bin?« flüstert sie und streicht mir ein paar lose Härchen aus der Stirne und küßt mich auf die Augen. »Wie schön deine Augen sind, sie haben mir immer am besten an dir gefallen, heute aber machen sie mich förmlich trunken. Ich vergehe« – sie dehnte ihre herrlichen Glieder und blinzelte mich durch die roten Wimpern zärtlich an. »Und du – du bist kalt – du hältst mich wie ein Stück Holz; warte nur, ich will dich noch verliebt machen!« rief sie und hing wieder schmeichelnd und kosend an meinen Lippen. »Ich gefalle dir nicht mehr, ich muß wieder einmal grausam gegen dich sein, ich bin heute offenbar zu gut gegen dich; weißt du was, Närrchen, ich werde dich ein wenig peitschen –« »Aber Kind –« »Ich will es.« »Wanda!« »Komm, laß dich binden«, fuhr sie fort und sprang mutwillig durch das Zimmer, »ich will dich recht verliebt sehen, verstehst du? Da sind die Stricke. Ob ich es noch kann?« Sie begann damit, mir die Füße zu fesseln, dann band sie mir die Hände fest auf den Rücken und endlich schnürte sie mir die Arme wie einem Delinquenten zusammen. »So«, sprach sie in heiterem Eifer, »kannst du dich noch rühren?« »Nein.« »Gut –« 108
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Venus im Pelz
Title
Venus im Pelz
Author
Leopold Von Sacher-Masoch
Date
1901
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
114
Keywords
Novelle, Liebe
Categories
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