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Venus im Pelz
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Sie machte hierauf aus einem starken Seile eine Schlinge, warf sie mir über den Kopf und ließ sie bis zu den Hüften hinabgleiten, dann zog sie sie fest zusammen und band mich an die Säule. Mich faßte in diesem Augenblicke ein seltsamer Schauer. »Ich habe das Gefühl, wie wenn ich hingerichtet würde«, sagte ich leise. »Du sollst auch heute einmal ordentlich gepeitscht werden!« rief Wanda. »Aber nimm die Pelzjacke dazu«, sagte ich, »ich bitte dich.« »Dies Vergnügen kann ich dir schon machen«, antwortete sie, holte ihre Kazabaika und zog sie lächelnd an, dann stand sie, die Arme auf der Brust verschränkt, vor mir und betrachtete mich mit halbgeschlossenen Augen. »Kennst du die Geschichte vom Ochsen des Dionys?« fragte sie. »Ich erinnere mich nur dunkel, was ist damit?« »Ein Höfling ersann für den Tyrannen von Syrakus ein neues Marterwerkzeug, einen eisernen Ochsen, in welchen der zum Tode Verurteilte gesperrt und in ein mächtiges Feuer gesetzt wurde. Sobald nun der eiserne Ochse zu glühen begann, und der Verurteilte in seinen Qualen aufschrie, klang sein Jammern wie das Gebrüll eines Ochsen. Dionys lächelte dem Erfinder gnädig zu und ließ, um auf der Stelle einen Versuch mit seinem Werk zu machen, ihn selbst zuerst in den eisernen Ochsen sperren. Die Geschichte ist sehr lehrreich. So warst du es, der mir die Selbstsucht, den Übermut, die Grausamkeit eingeimpft hat, und du sollst ihr erstes Opfer werden. Ich finde jetzt in der Tat Vergnügen daran, einen Menschen, der denkt und fühlt und will, wie ich, einen Mann, der an Geist und Körper stärker ist, wie ich, in meiner Gewalt zu haben, zu mißhandeln, und ganz besonders einen Mann, der mich liebt. Liebst du mich noch?« »Bis zum Wahnsinn!« rief ich. »Um so besser«, erwiderte sie, »um so mehr Genuß wirst du bei dem haben, was ich jetzt mit dir anfangen will.« »Was hast du nur?« fragte ich, »ich verstehe dich nicht, in deinen Augen blitzt es heute wirklich wie Grausamkeit und du bist so seltsam schön – so ganz ›Venus im Pelz‹.« Wanda legte, ohne mir zu antworten, die Arme um meinen Nacken und 109
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Venus im Pelz
Title
Venus im Pelz
Author
Leopold Von Sacher-Masoch
Date
1901
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
114
Keywords
Novelle, Liebe
Categories
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