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die suggestive Kraft der humoristischen Aufnahmen.202 Die Andersartigkeit der
präsentierten Reklamefilme wurde als besonders einfallsreich und wirkungsvoll
wahrgenommen: „Wohldie glücklichsteBereicherungdesGedankenswar esübri-
gens auch die Psychologie des Kinopublikums in Rechnung zu ziehen und ihm
nicht bloß die Herrlichkeiten der Natur vorzuführen, sondern ihm auch Amüse-
mentzubieten.“203
EineandereFormderDramatisierungwähltedie„Hida-Film“, die 1914alserste
österreichischeProduktionsfirmagleichfallsvonderk.k.priv.Südbahn-Gesellschaft
(Wien)und imÜbereinkommenmitdemk.k.Eisenbahnministeriumsowiedemk.k.
Ministerium für öffentliche Arbeit beauftragt wurde, heimische „Naturaufnahmen
mit belebten Szenerien“ zu Propagandazwecken „in origineller Weise“ in Verbin-
dungzubringen.204DerunterdiesenVorgabenentstandeneFilmUNTERPALMENUND
EWIGEM EIS (1914)205 behandelt eine Dreiecksbeziehung, die in Ägypten, Abbazia
und in der Gletscherwelt Tirols ihren Verlauf nimmt. Ein junges Mädchen, Vera,
nimmt auf Drängen ihrer Eltern den erheblich älteren, aber reichen Fabrikanten
Valimer zumMann.DasPaar bereist Ägypten, als dringende geschäftlicheBelange
Valimer nach Hause rufen. In Abbazia wird Zwischenstation gemacht. Vera ver-
bleibt dortmir ihrer FreundinFrauHolm,während ihrGatte abreist. IndessenAb-
wesenheit lernt die junge Ehefrau den Sportsmann undGrafenHenry kennen. Sie
verlieben sich und reisen weiter in die Tiroler Berge. Indessen erkennt Valimer,
dass er durch das Fehlverhalten anderer seinen Bankrott erklären muss, in der
Folge erkrankt er schwer.Vera erhältNachricht vonden letztenEreignissen, bleibt
jedoch inTirol. ImZugeeinesSkiausflugswirdGrafHenryvoneinerLawineerfasst
und stirbt. Vera findet seinen reglosen Körper und erfriert selbst in der verschnei-
ten,kaltenWinterlandschaft.206
Obwohl die Presse den larmoyanten Plot des Filmsmitunter kritisierte, zeigte
sie sich andererseits von den in modernster Technik umgesetzten Landschafts-,
Meeresbildern undWintersportaufnahmenbeeindruckt: „Fachleute, die der gestri-
gen Premiere des Films beiwohnten, waren einig, dass in Österreich bisher noch
niemalsauchnurannäherndsoschöneFilmaufnahmenzustandegebrachtwurden.
Tatsächlich hörte man während der Vorführung immer wieder Rufe des Entzü-
ckens“.207Als besondersdurchdacht empfandmandenUmstand, dass es sichhier
202 Filmkunst,„WasdiePressesagt!“,Nr. 11, 13.März1914,S. 15.SüdbahnundLlyod,„DerFilmals
Fremdenverkehrsförderer“,Nr. 11, 1.November1913,S.33.
203 KinematographischeRundschau,„Österreich imFilm“,Nr. 291, 5.Oktober1913,S. 109.
204 DieFilmwoche,„DerFilmalsFremdenverkehrsförderer“,Nr.60,3.Mai 1914,S.35.
205 UNTERPALMENUNDEWIGEMEIS, F/A 1914,P:Hida-Film (CorneliusHintner/RichardDamaschka,
Wien), DB: Cornelius Hintner, D: Grete Huth, Emanuel Feuereisen. Vgl.: Thaller, Filmografie,
S. 193–196.
206 Ebd.sowieDieFilmwoche,„EineösterreichischeFilmsensation“,Nr.61, 10.Mai 1914,S. 2–5.
207 NeueKino-Rundschau, Nr. 42, 22. Dezember 1917, S. 74–75.Neue Freie Presse, Abendblatt, Die
Filmwoche,„DerFilmalsFremdenverkehrsförderer“,Nr.60,3.Mai 1914,S.35.
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Title
- Der österreichische Werbefilm
- Subtitle
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Author
- Karin Moser
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Culture of memory, media history, advertising
- Category
- Kunst und Kultur