Page - 60 - in Der österreichische Werbefilm - Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
Image of the Page - 60 -
Text of the Page - 60 -
ein Viertel bis ein Drittel des Volksvermögens und endete in einem ökonomisch-
monetärenFiasko.DieKriegsanleihezeichnerhatten letztlichnurmehrwertlosePa-
piere indenHänden.268
ZuWerbezwecken kam eine Reihe von Filmen zumEinsatz, die vor allemdas
Gewissender „Untertanen“ansprechen sollten. ProduziertwurdendieKriegsanlei-
hefilme fast ausschließlich von der „Österreichisch-Ungarischen Sascha-Messter
Filmfabrik Ges.m.b.H.“, verliehen hauptsächlich seitens des Unternehmens „Phi-
lipp&Pressburger“. DieBandbreite derKriegsanleihefilme reichte vonTrickfilmen
und Karikaturen über fiktionale Realfilme mit dokumentarischen Filmsequenzen
bis zu Lustspiel-Ein- und -Mehraktern. Zu sehenwaren die Filme in Kinematogra-
phentheatern,Wander-undFeldkinos,mitunterwurdensie indieKriegswochenbe-
richterstattungeingebettet.269
Schon in November 1914 wurde mit der „Österreichischen Kriegskarikatur
Nr. 3“, dieunterdemTitelWIEDERSCHANI UND SEINEKLEINESCHWESTERDIEKRIEGSAN-
LEIHE ZEICHNENWOLLEN (A 1914) erschien, erstmalsper Film fürdie ersteAnleihege-
worben. Der von Robert Müller produzierte und in den Verleih gebrachte Streifen
wurde vom Illustrator Theo Zasche gestaltet.270 Mehr ist über den verschollenen
Filmnichtbekannt.
In den ersten beiden Kriegsjahren zählten speziell „patriotische Satiren“wie
DAS NEUEDREIGESTIRN (A 1914) oder DAS KRIEGS-A.B.C. (A 1915) zumStandardreper-
toire der filmischenPropaganda.271 Inwieweit dieseKriegskarikaturenauch für das
ZeichnenderKriegsanleihewarben, ist aufgrundder erhaltenenQuellennicht fest-
stellbar. Die bei diesen Produktionen tätigen Zeichner, wie etwa Otto Dely (alias
OttoErdely,auch:Erdelyi),TheoZasche,KarlRob(aliasKarlRobitschek)oderTheo
Matejko, setzten in späteren Jahren auch Filme, welche die „vaterländischen“
Kriegsaktien propagierten, grafisch um. Ihr Talent, „Wiener Typen“ und „Wiener
Art“ inBildmotivenauthentisch-komischwiederzugeben,warweithingefragt.272
268 Eigner/Helige:Wirtschafts- undSozialgeschichte, S. 129–130. ErnstHanisch:Der langeSchat-
ten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert, Wien 1994, S. 205.
Sandgruber,ÖkonomieundPolitik,S. 327 f.
269 KA,AOK,KPQ,Ktn. 67, Filmstelle 1918,„Protokoll überdieSitzungzumZweckederBeratung
einer Organisation für eine zweckentsprechende Propaganda der 8. Kriegsanleihe“, Nr. 4668, 4.
April 1918.
270 KinematographischeRundschau,„Anzeige“,Nr. 350, 22.November 1914, S. 42.Österreichischer
Komet,„Anzeige“,Nr. 237,28.November1914,S. 14.
271 KinematographischeRundschau, „Anzeige“, Nr. 351, 29.November 1914, S. 46.Österreichischer
Komet,„Anzeige“,Nr. 237,28.November1914,S. 14.BosnischePost, 24.August1915,S.5.Tagespost
(Graz), 20. Juli 1915,o.S.BosnischePost, 26.August 1915,S. 5.
272 KinematographischeRundschau,„DieösterreichischeKarikaturenserie“,Nr. 362, 1915, S. 6.Die
ersten 50 Jahre des österreichischen Zeichentrickfilms, Wien 1987, S. 9–22. Renoldner, Thomas
(Hg.): Animationsfilm in Österreich. Teil 1 1900–1970 (International Animated Film Association),
Wien1995,S. 13 f.
60 5 DerErsteWeltkrieg:EndeundAnfang.NeueWegeder filmischenWerbung
back to the
book Der österreichische Werbefilm - Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938"
Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Title
- Der österreichische Werbefilm
- Subtitle
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Author
- Karin Moser
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Culture of memory, media history, advertising
- Category
- Kunst und Kultur