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Unternehmen „Philipp & Pressburger“ immer „unter den ersten ist, wenn es gilt
einemwohltätigenoderpatriotischenZweckzudienen“.276
Ab der sechsten Kriegsanleihewurden die produziertenWerbefilme denKine-
matographenbetreibern schließlich unbefristet kostenfrei zur Verfügung gestellt,
wobei bereits dieHoffnungmitschwang, das letzteMal für diemilitärischenWert-
papier-AktienReklame treiben zumüssen.277Man setzte vonnunan vor allemauf
Humor. Schlagerlustspiele, Trickfilme und Karikaturen standen hoch im Kurs,
bisweilen versuchtemanmit amourösen Plots auf emotionaler Ebene speziell das
weibliche, „heiratswillige“ Publikum für die Kriegsfinanzierung zu gewinnen.278
WährendfürdiesechsteAnleiheneunProduktionen inUmlaufgebrachtwurden,279
waren für die siebente Zeichnung fünf280 und für die achte vier Werbefilme281
vorgesehen.
Von den österreichisch-ungarischen Kriegsanleihefilmen hat sich ein einziges
Fragment erhalten. Die bruchstückhaft bestehende Produktion wirbt für die sie-
benteWertpapierzeichnung und beginnt abruptmit einem Zwischentitel, der den
barschen und ablehnenden Charakter des Protagonisten unmittelbar wiedergibt:
„SollenDie [sic!] Kriegsanleihe zeichnen, die a Geld hab’n.Wann iwas hätt, sehr
gern.“DieseabweisendenWorte richteteinGreißleraneine jungePfadfinderin.Die
Szenerie spielt in einem gut bestückten Kleinladen, der unter anderem „Jamaica
Rum“ und Waren aus Ungarn feilbietet. Mit einer abschätzigen Handbewegung
weist derKaufmanndasAnliegenvon sichundnagelt dasWertpapieransuchenan
276 Die Filmwoche, „Eine eigenartigeNeuerscheinungder FirmaPhilipp&Pressburger “, Nr. 187,
25.November1916,S.46.
277 NeueKino-Rundschau,„Werbefilms fürdiesechsteKriegsanleihe“,Nr.9, 1917,S. 12.
278 „Der schönsteMannvonWienheiratet diejenigeDame, die ihreMitgift in der VI. österreichi-
schen Kriegsanleihe angelegt hat“ - so lautete derWerbetext für den FilmDIE SENSATIONELLE HEI-
RATSANNONCE (A 1917). EineweitereProduktion, die fürdie sechsteKriegspapier-Aktionwarb titelte
mitWASDIELIEBEVERMAG (A1917).Vgl.WienerAllgemeineZeitung, 16. Juni 1917, Seite 3.NeueKino-
Rundschau,Nr. 10, 1917,S. 17.
279 DERDIEBSTAHL, DER GEWONNENE PROZESS, DIE GOLDENEWEHR, DIE FELDGRAUEKRONE,WIR UNDDIE
ANDEREN, UNLAUTERERWETTBEWERB, DERWEG ZUM FRIEDEN, DIE SENSATIONELLE HEIRATSANNONCE,WAS
DIE LIEBE VERMAG.NeueKino-Rundschau, „Anzeige“, Nr. 9, 1917, S. 73. Thaller, Filmografie, S. 289,
300,342,349,358,361.
280 DERGEWISSENSWURM,DEMFRIEDENENTGEGEN,DERGEIZIGEHANNES,DERNEUETANTALUS.Der fünfte
Titel konntenicht ermitteltwerden.DieBerichterstattungkündigte allerdings „drei einaktigeLust-
spiele, ein zweiaktiges Lustspiel und ein dreiaktiges Lustspiel“ für die siebente Kriegsanleihe an.
Vgl.:Neue Kino-Rundschau, „Neue Propagandafilms für die 7. Kriegsanleihe““, Nr. 33, 1917, S. 6.
ÖsterreichischerKomet, „Anzeigen“, Nr. 390, 3.November 1917, S. 22–23.DerKinobesitzer, „Zensu-
rergebnisse“,Nr. 14, 1.Dezember1917,S.4.Thaller,Filmografie,S. 274,314 f.
281 DER TRIBUT DES KÜNSTLERS, WER ZUELTZT LACHT, DER VORSICHTIGE KAPITALIST, DIE BEIDEN MEIER.
Neue Kino-Rundschau, „Eine neue Serie unentgeltlicher Propagandafilms““, Nr. 64, 1918, S. 78
sowie„Anzeigen“,S. 13.DerKinobesitzer,„Zensurergebnisse“,Nr.41/42,24. Juni 1918,o.S.Thaller,
Filmografie,S.371,450,455.
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Title
- Der österreichische Werbefilm
- Subtitle
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Author
- Karin Moser
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Culture of memory, media history, advertising
- Category
- Kunst und Kultur