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viele interessante Einblicke in bisher denmeisten Laien unbekannt gebliebene Ge-
biete,undzwar ineiner so leicht fasslichenundverständlichgemachtenWeise,dass
dessenBesichtigung jedem, insbesondere der Jugend, empfohlenwerden kann“. Es
handlesichumden„erstengroßen,vollkommenenIndustriefilm“.310
DerUmstand,wonachDASSTAHLWERKDERPOLDIHÜTTEWÄHRENDDESWELTKRIEGES
vonderWerbeabteilungder„Österreichisch-UngarischenSascha-MessterFilmfabrik
Ges.m.b.H.“ umgesetzt worden war und von dieser beworben wurde, sowie der
Einsatz der Produktion bei der Kriegsausstellung lassen keinen Zweifel am propa-
gandistischen Zweck des Streifens. Zudembelegen die Akten des KPQs, dass auch
eine Vorführung des Films über die „Poldihütte“ bei den Verbündeten geplant
war.311DieTatkraftderösterreichisch-ungarischenIndustriesollte inderHeimat,bei
denassoziiertenMächtensowie indenneutralenStaatenklardeklariertwerden.
Die von der Filmstelle des KPQbeauftragten Industrie(werbe)filme hatten bis-
weilen unterschiedliche inhaltliche Schwerpunktsetzungen, zugleich lassen sich
wiederkehrendeTopoi ausmachen.DieProduktionLAGERDER„AUSTRIA“PETROLEUM-
INDUSTRIEA.G.WIEN II, AMPRATERSPITZ312 sollte über Panoramaansichtenaus erhöh-
ter Position und zahlreiche Schwenks vor allem die Größe der Anlage fassbar
machen. ImVergleichzuanderenFilmenverbleibtdieKamerabeidenArbeitsproz-
essen (Verlade- und Tankfüllverrichtungen) vornehmlich statisch, die Tätigkeiten
werdenschlichtabgefilmt.
CARL ZEISSWIEN. ÖSTERREICHISCHEGESELLSCHAFTM.B.H. FABRIK FÜR OPTISCHE IN-
STRUMENTE ist darauf zentriert, die Qualität und Präzision der präsentierten Geräte
zuvermitteln.313SchondereinleitendeZwischentitelbestätigtdieVielseitigkeitund
HochwertigkeitderZeiss-Produkte:„AufnahmederSaschaFilmFabrikmitObjektiv
Zeiss Tessar 1:3:5“. Die Güte und Schärfe des Gezeigten spricht bereits für die
Firma. Großaufnahmen lassen eine detaillierte Beobachtung der Erzeugung von
Prismen zu. Die ausführliche Überprüfung der Feldstecher im Laboratorium (Ein-
tauchen in einenWasserbehälter und nachfolgende Schärfe- undDichtekontrolle)
gebenebensoeinGefühlderSicherheitwiedieBesichtigungderApparate aufdem
310 Interessanterweisewird demFilm eine Laufzeit vonüber einer Stunde zugeschrieben. Die er-
halteneFassungbeläuft sich auf 35Minuten.Die Filmwoche, „DasKino in derKriegsausstellung“,
Nr. 167,8. Juli 1916,S.6.
311 KA, AOK, KPQ, Ktn. 65, Filmstelle 1918, Mr. 2277, „Schreiben der Generaldirektion der Poldi-
hütte andas k.u.k. Kriegspressequartier“, 22. Jänner 1918, „Schreibendes k.u.k. Kriegspressequar-
tiersandieGeneraldirektionderPoldihütte, 19. Juli 1918.
312 LAGER DER „AUSTRIA“ PETROLEUMINDUSTRIE A.G.WIEN II, AM PRATERSPITZ, A ca. 1917, P: Sascha-
Messter (Sawerb).
313Wie sehr geradederToposderPräzisiondie Zeiss-Filmeder 1920er- bis 1950er-Jahrebestimmt
verdeutlicht: Hagener, Malte: Licht, Kamera, Reflektion. DasWunder von Jena und die Industrie-
filmproduktionbeiCarlZeiss, in:Hediger,Vinzenz/Vonderau,Patrick:FilmischeMittel, industrielle
Zwecke.DasWerkdes Industriefilms,Berlin2007,S. 285.
5.3 „ZurDemonstrationökonomischerStärke“ 69
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Der österreichische Werbefilm
Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Title
- Der österreichische Werbefilm
- Subtitle
- Die Genese eines Genres von seinen Anfängen bis 1938
- Author
- Karin Moser
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-062230-0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 316
- Keywords
- Culture of memory, media history, advertising
- Category
- Kunst und Kultur