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entsprechendeHetze verhindernwollten, daßdie deutschen Studenten sehen,
daßdieDeutschendochetwasanders aussehenalsdie Juden.Natürlich spielte
derjüdischeDekanHupkaeinegroßeRolle.«4ZweiWochenspäterereifertesich
die DÖTZ abermals über Hupka im Zusammenhangmit den »anthropologi-
schen«Bildernunter der Schlagzeile »Jüdische Zensur anderWienerUniver-
sität?DerersteTerroraktdes jüdischenDekansHupka«.DiesmalwurdeHupka
vorgeworfen, dass er die »Ausmerzungder jüdischen Spur verlangt«, weil der
»Deutsche […] nicht hören und nicht sehen [darf], daß es Juden gibt.« Ab-
schließendwiederholtedieDÖTZ ihrehetzerischenParolen: »Schämtsichder
JudeHupka seiner jüdischen Rasse, oder der hebräischen Sprache?Wenn ja,
dann hat er an der deutschen Kulturstätte nichts zu suchen! Undwill er ein
›Deutscher‹sein–wiemanchenochimmerglauben–dannhaternichtdauernd
die Interessen der Juden zu vertreten! Dazu ist er doch nicht Vertreter der
deutschenProfessoren!«5
AntisemitischeHetzeseitensderdeutschnationalenStudentenschaftundder
»völkischen«Hochschullehrerbeschränktensichnicht aufZeitungsartikelund
geheimeSitzungen.DadenakademischenBehördenzumeisteinegroßeAnzahl
»völkischer« Professoren angehörte, gab es immer wieder Versuche, anders-
denkendeGelehrtean ihrerKarriere anderUniversitätWienzuhindern.6
B. DieDeutscheGemeinschaft7
Die Deutsche Gemeinschaft war ein durch katholische und deutschnationale
Kreise gebildeter Geheimbund. In seinemWerk zu Arthur Seyss-Inquart be-
schäftigt sich Rosar auch mit der Deutschen Gemeinschaft, deren Mitglied
Seyss-Inquart war.8Anhand von Gesprächen undUnterlagen von Zeitzeugen
zeichnet er das Bild einer geschlossenen elitären Verbindung, die geschickt
durch Feindbilder einen Teil der Gesellschaft diskriminierte. Organisatorisch
wardieDeutscheGemeinschaft ein eingetragenerVereinmit Sitz inWien.Der
volleName lautete »DeutscheGemeinschaft für alkoholfreieKultur«. 1933 be-
schreibenErzherz und Schmieddie Zielsetzung diesesVereinswie folgt: »Die
Deutsche Gemeinschaft (D.G.) sieht im Alkoholismus ein gesellschaftliches
Uebel, das die Rasse schädigt unddie Entwicklung einer gesundenund edlen
4 DÖTZvom17.10. 1926,TATS1240.
5 DÖTZvom3.11. 1926,TATS1240.
6 Vgl. Ash, JüdischeWissenschaftlerinnen undWissenschaftler; Reiter-Zatloukal, Anti-
semitismusundJuristenstand190–198.
7 ZurDeutschenGemeinschaftvgl.Rosar,DeutscheGemeinschaft; Siegert,Numerus Juden
raus;M.S.,DieGelbeListe.
8 Rosar,DeutscheGemeinschaft 29–37.
DieDeutscheGemeinschaft 69
Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
- Title
- Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
- Authors
- Thomas Olechowski
- Tamara Ehs
- Kamila Staudigl-Ciechowicz
- Publisher
- V&R unipress GmbH
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-985-7
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 838
- Category
- Recht und Politik