Page - 118 - in Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
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landes, sowie zu ausländischenHochschulprofessoren«, was insbesondere er-
reicht werden sollte durch »Vermittlung von Austausch […] Freistellen […]
Veranstaltung vonReisen durchÖsterreich und ins Ausland; Zusendung von
ProspektenanAustauschbewerber.«DerVerein,geleitetvonFritzHanreichund
demJuristenWilhelmDenk,wandtesichzwaranausländischeStudierende,die
für ein StudiumandenösterreichischenUniversitäten gewonnenwerden soll-
ten, hinsichtlich der Entsendung heimischer Studierender war er jedoch (aus
finanziellen Gründen?) sehr zurückhaltend und sprach vorwiegend bereits
promovierte, meist habilitierte Akademiker/innen an, die eine zeitlang im
Ausland lehrenund/oder forschenwollten.
Somit hatten imVergleich zuheute Studierende damals kaumMöglichkeiten,
noch während ihrer Grundstudienzeit Fördergelder für einen (längeren) Aus-
landsaufenthalt zu erhalten. Erst nachBeendigungdes Studiumsbekameneinige
wenigeNachwuchswissenschafter/innendieChance, sich imAuslandweiterzubil-
den. JenepostgradualenStipendienberuhtenvorrangig aufdemEngagementder
Rockefeller-Stiftung, die vornehmlich jüngere, nochnicht etablierteWissenschaf-
ter/innen förderte, die »havegivenevidenceof exceptional intellectualdistinction
and capacity to do original research«56. Den Rechts- und Staatswissenschafter/
innenkamenspezielldieLauraSpelmanRockefellerMemorialFoundation(LSRM,
1924–28)unddieSocial ScienceDivisionofTheRockefellerFoundation (SS, seit
1929) zugute, die nebenderVergabe eines jährlichenStipendiumsvon1.800US-
DollarebensoReisekostenundStudiengebührenübernahm.57Auchhierfürkönnen
wiederVoegelinsMemoirenherangezogenwerden:Eric(h)Voegelinhatte imOk-
tober1922seineDissertationeingereicht,wurdeam15.Dezember1922promoviert
undstudiertedanachimSommersemester1923inBerlinbeiEduardMeyer.Zurück
inWien erreichte ihn alsbalddieNachricht vonderVerleihungdes Spelman-Sti-
pendiums58,dasihn1924bis1925indieUSAund1926nachParisandieSorbonne
führte: »Ichwar einerder erstenStipendiatenund, soweit ichweiß, der erste aus
Österreich.DasStipendiumwurdedreiJahregewährt.DasersteJahrstudierteichin
NewYorkanderColumbiaUniversity.DasersteSemesterdeszweitenJahresging
ich nach Harvard und das folgende Semester nachWisconsin. Das dritte Jahr
56 Announcementoffellowships inthesocialsciencesawardedby theRockefellerFoundation,
January3, 1929, zit.n.: Fleck, TransatlantischeBereicherungen80.
57 IndenerstenJahrendesFörderprogrammserhieltendieStipendiat/inn/enaucheinenbiszu
vier Monate dauernden Englischkurs an der London School of Economics and Political
Science (LSE).
58 Die Auswahl der Stipendiat/inn/en erfolgte nicht durch Eigenbewerbung, sondern durch
Nominierung seitensderRockefeller-Repräsentanten; fürÖsterreichwardies–wohl auch
aufgrund seiner englischenMuttersprache – der Professor für Mittlere und Neuere Ge-
schichte an der UniversitätWien, Alfred Francis Prˇibram. In den Jahren 1924–1929 war
PrˇibramalleinfürdieAuswahlderStipendiat/inn/enzuständig,spätermachteerVorschläge
andasPariserBüroderRockefellerFoundation.
Allgemeines118
Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
- Title
- Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
- Authors
- Thomas Olechowski
- Tamara Ehs
- Kamila Staudigl-Ciechowicz
- Publisher
- V&R unipress GmbH
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-985-7
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 838
- Category
- Recht und Politik