Page - 140 - in Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
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wichtigstenöffentlich-rechtlichenMaterienistnieso indieAugengetreten,wie
eben während der jetzigen Kriegsbedrängnis«.35 Im Februar 1918 wurde der
Antrag an den Unterrichtsausschuss zugewiesen, jedoch infolge des Zusam-
menbruchsderMonarchienichtmehrweiterverfolgt.
d. DieEinführungvonPflichtübungen
Die Forderung nach der Einführung von Pflichtübungen war in den 1920er
Jahrenkeineneue–dieWienerFakultäthattebereits inihrenAnträgen1914die
»Einrichtung von praktischen Übungen« und zwar »im ersten Studienab-
schnittemindestens 4 StundenÜbungen […], davonmindestens 2 im römi-
schenRechte[und] imzweitenStudienabschnitte […]8bis10Übungsstunden
[…]bei freierAuswahlderFächer«36postuliert. 1922wurdedasThemaander
WienerFakultätwieder aktuell: SoberichtetderDekanSchwindandieGrazer
Fakultätüberdie tristenStudienverhältnisse inWien: »Wenigstens ist inWien
der tatsächliche Besuch derVorlesungen auf einen früher nie erreichtenTief-
stand herabgesunken […]. Hat schon früher das bei vielen Studierenden der
Rechte vomAnfang anmangelnde Interesse sowie die Tatsache, dassman ju-
ristische Studien zurNot auch aus Büchern betreiben kann, und endlich eine
geistigeUnreifeunsererGymnasialabiturienten,diehäufignocheinestrengere
FührunginihrenStudienbenötigen,das juristischeStudiumaufakademischen
Bodenvielfachungünstigbeeinflusst, so istdas indenletztenJahrenunterdem
EinflussdesKriegesundalleranderenbekanntenUrsachennochvielschlimmer
geworden.«37Anfang Juni beschloss dasWiener Professorenkollegium folgen-
denAntrag, derdemBundesministeriumübermitteltwurde:DiegeltendeStu-
dienordnungmögedahingehendergänztwerden,dass zudenObligatkollegien
»auchgehöre: 1.) imerstenStudienabschnitt einUebungskolleg oder Seminar
aus einem Gegenstand der rechtshistorischen Staatsprüfung; 2.) im zweiten
Studienabschnitt je ein Uebungskolleg oder Seminar aus einem Prüfungsge-
genstandederjudiziellenundderstaatswissenschaftlichenStaatsprüfung,bezw.
der entsprechenden Rigorosen.«38 Die nähere Ausgestaltung dieser Pflicht-
übungensollteden jeweiligenProfessorenkollegienzukommen.
35 Initiativantrag938BlgAHXXII. Sess.
36 Sperl,Neugestaltung24.
37 Schreiben des Dekans Schwind an das Grazer Dekanat vom 13.5. 1922, UA Graz, Jur.
Dek. 1921/22, 912ex1921/22.
38 DerAntragwurde bereits imSchreiben desDekans Schwind andasGrazerDekanat vom
26.5.1922,UAGraz,Jur.Dek.1921/22,912ex1921/22samtWortlautangekündigt.Am14.6.
1922berichteteSchwindvonderÜbermittlungdesAntragesandasMinisterium.Schreiben
desDekansSchwindandasGrazerDekanatvom14.6.1922,UAGraz,Jur.Dek.1921/22,912
ex1921/22.
DasStudiumderRechtswissenschaften140
Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
- Title
- Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918–1938
- Authors
- Thomas Olechowski
- Tamara Ehs
- Kamila Staudigl-Ciechowicz
- Publisher
- V&R unipress GmbH
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-985-7
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 838
- Category
- Recht und Politik