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Ein Kartograph tritt langsam aus dem Schatten 15
digung naturgemäß auch das kontinuierliche Arbeiten in einem kollegial besetzten fürstli-
chen Rat vor. Ab dem Spätmittelalter lassen sich die entstehenden, kollegial strukturierten
Geheimen Räte mit Beratungs- und Regierungsfunktion als Ausdruck einer zunehmen-
den Verdichtung und Konzentration von Aufgaben, aber auch von HerrschaftsansprĂĽ-
chen der fĂĽrstlichen Zentralregierungen interpretieren. Das 17. Jahrhundert galt dann in
Europa als die „Glanzzeit der Geheimen Räte“34, die anschließend von den Kabinetten
und den Geheimen Konferenzen abgelöst wurden35. In Brandenburg-Preußen wurde etwa
1604 der Geheime Rat geschaffen, der groĂźe KurfĂĽrst Friedrich Wilhelm setzte 1651 den
Geheimen Rat als oberstes Gremium für seine Länder ein und führte unter den Räten
Zuständigkeitsverteilungen ein36. In diesem höchsten Verwaltungsgremium des Landes
mussten im Namen des Regenten und fĂĽr diesen Entscheidungen vorbereitend Beratun-
gen zu Regierungsangelegenheiten, zur Verwaltung und zur Rechtspflege angestellt wer-
den.
Während in diesen Gremien im Spätmittelalter noch der hohe und rittermäßige Adel
das Sagen hatte, konnten bürgerliche Räte, gestützt auf eine akademische Ausbildung
und meist auch geschult im Rahmen der peregrinatio academica, ab dem Spätmittelalter
immer mehr die inhaltliche Vorherrschaft ĂĽbernehmen37. Die meisten frĂĽhneuzeitlichen
Ratsgremien, etwa auch der Wiener Reichshofrat, waren deshalb in eine adelige und eine
34 Christian Wieland, Art. Geheime Räte. EdN 4 (2006) 263–267, hier 264.
35 An vergleichenden Beispielen siehe die Hinweise bei Neugebauer, Monarchisches Kabinett.
36 Reinhard, Geschichte der Staatsgewalt 172–174.
37 Als zeitgenössischer Überblick Elsaesser, Leitfaden 49–63. Siehe den Eintrag im DRW unter „Kanz-
leirat“.
Abb. 2: „Trauer- und Gedächtnuß-Rede“ –
Leichenpredigt anlässlich des Todes von Bernhard
Georg AndermĂĽller (Titelseite) (UB Leipzig)
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Title
- Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Authors
- Ferdinand Opll
- Martin Scheutz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20856-3
- Size
- 16.9 x 23.9 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen