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Historische Aufzeichnungen
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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22 Das sachsen-lauenburgische Erbe als Problem Die anhaltischen Fürsten sahen sich also nach dieser hochkomplexen Ausgangslage rasch mit mächtigen Konkurrenten konfrontiert. Johann Georg als „anhaltischer Senior“ versuchte das lauenburgische Erbe für Anhalt zu reklamieren, auch um das kleine eigene Territorium zu arrondieren, nachdem man davor bei der Restitution der Grafschaft As- kanien wenig erfolgreich gewesen war73. Sachsen-Lauenburg war nicht nur durch den Fernhandelsweg zwischen Lübeck und Hamburg, sondern auch durch den ertragreichen Elbzoll eine interessante politische Option für die finanzschwachen Anhalter Fürsten. Das wirtschaftlich gut entwickelte Herzogtum mit seinen 28 Quadratmeilen (ca. 1.500 km2) umfasste neben dem Land Hadeln die Städte Ratzeburg, Lauenburg, Mölln, die Ämter Neuhaus, Schwarzenbeck und Steinhorst und nicht weniger als 27 adelige Güter74. Julius Franz von Sachsen-Lauenburg begann aus schwer nachvollziehbaren Motiven mit verschiedenen Reichsfürsten über seine Nachfolge zu verhandeln, was schon lange vor seinem Tod vielfältiges Konfliktpotenzial und Anlass zu Spekulationen bot75. Schon seit den frühen 1670er Jahren hatten die Anhalter Fürsten deshalb Schritte gesetzt, um sich eines möglicherweise anfallenden Erbes zu versichern. So versuchten die Anhalter Fürsten schon 1671, ihre Rechtsansprüche auf Sachsen-Lauenburg in einer Druckschrift zu untermauern, die schon deutlich Züge der Abwehr eines fait accompli zeigt: „[…] das Hoch Fürstliche Hauß Anhalt [habe] über alles sein Vermuthen ohnlängst erfahren / das nicht allein unterschiedene hohe Chur- und Fürstliche Häuser im heiligen Römi- schen Reiche sich um den Anfall des Hertzogthums Nieder-Sachsen eines Anhaltischen Uhralten Stamm-Lehens durch Käyserliche expectantz Brieffe oder Vergleiche eine zeit- hero beworben“76. Die Anhalter Fürsten führten dagegen den gemeinsamen Stammvater Bernhard von Sachsen aus dem 12. Jahrhundert und die Verbrüderung von Anhalt und Lauenburg von 1404 als aus ihrer Sicht schlagende Argumentation an. Den Anhalter Fürsten war zudem lange vor dem Erbfall 1689 klar, dass sie mächtiger Verbündeter bedurften, um ihre Ansprüche durchzusetzen. Die Anhalter suchten „ihre Ansprüche durch vertragliche Vereinbarungen mit Kurbrandenburg und durch Rücken- deckung aus Wien“77 zu festigen. Johann Georg II. von Anhalt-Dessau als Senior des Hauses suchte schon 1671 Unterstützung beim Großen Kurfürsten, dessen Parteigänger er war. Am 12. Oktober 1671 schloss der Dessauer Fürst einen Vertrag mit dem Kur- fürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der eine Unterstützung Brandenburgs im Erbfall Lauenburgs zusagte, umgekehrt musste Johann Georg vorausschauend nicht nur ein zwanzigjähriges Nutzungsrecht für den lauenburgischen Elbzoll, sondern auch die Besetzung einiger lauenburgischen Festungen durch Brandenburg einräumen78. Johann Georg II. konnte bei seinem fünfmonatigen Wiener Aufenthalt 1677/7879 nicht nur am 15. März 1678 einen Erbverbrüderungsvertrag mit dem Herzog Julius Franz abschließen, sondern auch eine vorteilhafte Erklärung des Kaisers in seinem Sinne erwirken, die eine Unterstützung der anhaltischen Ansprüche gegenüber Sachsen-Lauenburg anzudeuten schien. Ein Besuch des lauenburgischen Herrschers in Dessau 1680 sollte vor der höfi- 73 Rohrschneider, Johann Georg II. 356. 74 Köbler, Historisches Lexikon 551. 75 Rohrschneider, Johann Georg II. 356–372. 76 Gründliche Fürstell- und Erweisung 5 (ohne Paginierung). Zur Schrift von Daniel Mithobius von Mit- hofen Ueberhorst, Erbfolge 73f. 77 Rohrschneider, Johann Georg II. 357. 78 Rohrschneider, Johann Georg II. 357f. Auch zum Folgenden. 79 Ebd. 272–279.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Title
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Authors
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Size
16.9 x 23.9 cm
Pages
212
Keywords
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Categories
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