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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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Eine gesamt-anhaltische diplomatische Mission in Wien 1699–1703 29 samt 242 Relationen das Datum des 25. März 169998. Über das Leben Andermüllers in Wien – etwa seinen Besuch des Gottesdienstes, der für den Reformierten ja nur in einer der Gesandtschaftskapellen in Wien möglich war – wissen wir wenig99. Ohne an dieser Stelle im Detail über den Verlauf seines insgesamt viereinhalbjäh- rigen Wirkens im Dienste des fürstlichen Auftrages zu berichten, sei doch auf einiges aufmerksam gemacht: Ungeheure Mühsal bedeutete für den anhaltischen Kanzleirat die permanente Verschleppung der ihm übertragenen Angelegenheit in Wien, die Verknüp- fung eines möglichen Gunsterweises des Herrschers mit der Bereitschaft zur Stellung militärischer Kontingente, die Betrauung mit außerhalb seines Kernauftrags stehenden Agenden, das aufreibende Warten auf Termine zur Vorsprache bei der einen oder ande- ren einflussreichen Persönlichkeit100, die Begleichung des hohen finanziellen Aufwands, bei dem es nicht nur um die Aufenthaltskosten, sondern auch um die Begleichung von Kanzleitaxen sowie das eine oder andere „Ehrengeschenk“, die eine oder andere „Hand- salbe“ für erwiesene Dienste101 ging. Zu all dem kam noch hinzu, dass seine Aufwands- entschädigung und sein Honorar meist erst verspätet einlangten, und dies resultierte nicht zum wenigsten aus dem Umstand, dass die Finanzierung nicht von einer einzigen Kassa getätigt wurde, sondern sich die verschiedenen anhaltischen Fürstentümer daran beteilig- ten102. Die Kosten der Reise Andermüllers nach Wien waren hoch, noch 1705 waren 300 Taler für seine Reise offen, die der Regierungsrat selbst finanziert hatte. Während sowohl Zerbst, Harzgerode und Köthen als auch Bernburg die ausstehenden Kosten beglichen hatten, zahlte einzig Dessau seinen Beitrag nicht zur Gänze103. Aus diesem Grunde war er immer wieder gezwungen, auf Kredit zu leben. Selbst den Umstand, dass seine Entsen- dung nach Wien erneut um ein halbes Jahr verlängert wurde, teilte man ihm verspätet mit, und so erwuchsen ihm bei rechtzeitiger Information durchaus vermeidbare höhere Kosten für sein logement104. Am 8. November 1703 konnte er dann – letztlich ohne Erfolg 98 Vom Grundsatz her schickte Andermüller in den folgenden Jahren jede Woche einen Bericht. Bis zu seinem letzten Bericht aus Wien vom 14. November 1703 belief sich die Zahl auf insgesamt 242 solcher Rela- tionen, woraus erhellt, dass er bisweilen auch in noch kürzerem Intervall Bericht erstattete. 99 Zu den drei evangelischen Gesandtschaftskapellen (dänische, holländische und schwedische) siehe Rip- pel, Gesandtschaftskapelle 27–29; Scheutz, Legalität und unterdrückte Religionsausübung 220–226. Ander- müller erwähnte in einer seiner Relationen ausdrücklich, dass die reformierten Gesandten in Wien ungestört Gottesdienst abhalten konnten, siehe dazu unten S. 50 mit Anm. 224. 100 Ohne hier eine vollkommene Liste anführen zu können, sei doch auf Kontakte zum Reichsvizekanzler Graf Kaunitz, zum Obersthofmeister Graf Harrach, zum Reichshofratspräsidenten Graf von Oettingen, zu den Grafen von Solms oder zu Graf Ludwig von Sinzendorf hingewiesen, vgl. etwa LASA, DE, Z 44, B5 Nr. 39, Bd. I, unter dem Datum 29. März 1699 (Abschriften mehrerer Empfehlungsschreiben des sachsen-anhaltischen Seniorfürsten Victor Amadeus an Mitglieder des kaiserlichen Hofstaates zugunsten Andermüllers) oder LASA, DE, Z 44, B5 Nr. 39 Bd. I, Bericht Nr. 5 vom 1. April 1699 (Besuche Andermüllers bei den meisten der Reichs- hofräte, darunter dem Grafen von Solms und Graf Ludwig von Sinzendorf). 101 So führt Andermüller im Rahmen seiner Rechnungslegung, die jeweils pro Quartal erfolgte, am 17. Februar 1703 entsprechende Klage und führt aus, LASA, DE, Z 87, XXIV Nr. 10b, fol. 25r‒v: Und haben mich diesesmal des herrn r. v. c. [Reichsvizekanzlers] leute mehr alß sonsten geplaget, weil ich fast täglich einer zeit lang mich daselbst sehen laßen, dannenhero auch ein paar mehr fl. mehr ihnen zuwenden müßen. 102 Sehr schön lässt sich dies etwa an der Berechnung der zu denen gesambten angelegenheiten des fürstlichen hauses Anhalt in Septembri 1702 nach Wien geschickten Gesandtschaft ablesen, LASA, DE, Z 44, B 5 Nr. 45, ohne Folioangabe (zum Datum). 103 LASA, Z 87, XXIV, Nr. 10b. 104 In der bereits oben Anm. 101 zitierten Rechnungslegung vom 17. Februar 1703 weist Andermüller darauf hin, dass er diesen Februar über wieder auf Kredit hat leben müssen. Hätte er rechtzeitig erfahren, dass seine Entsendung nach Wien erneut um ein halbes Jahr verlängert werde, hätte man für das logement gut 100 fl.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Title
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Authors
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Size
16.9 x 23.9 cm
Pages
212
Keywords
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Categories
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