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Historische Aufzeichnungen
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
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Andermüllers Wien-Plan als Visualisierung seines höfisch-politischen Netzwerkes 65 Hof (Kämmerer). Zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr wurden viele der späteren Inhaber von Hofspitzenämtern in den Reichshofrat berufen, wo sie nicht auf der Gelehrten-, sondern der Herrenbank Platz nahmen und so das Reichsrecht aus der Nähe in „Augenschein“ nehmen konnten. Ein diplomatischer Dienst an einem europäi- schen Hof (Rom, Madrid, London etc.) schloss sich an, der nahezu als Voraussetzung für den späteren Dienst bei Hof gelten muss. Erst mit diesem Erfahrungswissen ausgestattet waren diese Adeligen zum Dienst bei Hof vorbereitet, wobei die Inhaber der obersten Hofämter immer auch verschiedene Funktionen in den landesfürstlichen und kaiserlichen Beratergremien erfüllen mussten. Der zuerst als Gesandter in Madrid und später in hö- fischer Funktion dienende Ferdinand Bonaventura von Harrach war zwischen 1699 und 1705 Obersthofmeister von Leopold I. und damit für die gesamte Hofverwaltung und Organisation verantwortlich. Harrach saß aber gleichzeitig seit Beginn der 1690er Jahre in der Geheimen Konferenz als wichtiger Berater. Am Beginn des 18. Jahrhunderts galt Johann Leopold Donat von Trautson (1659– 1724) als Aufsteiger. Am deutlichsten wird dies auch durch die Erhebung in den Reichs- fürstenstand, die Trautson zwar 30.000 Gulden kostete278, ihn aber aus der Gruppe der österreichischen Adeligen sozial und zeremoniell nochmals heraushob. Trautson, seit 1698 Träger des Goldenen Vlieses, versah diplomatische Dienste (etwa als Gesandter in Bayern 1704) und avancierte mit dem Regierungsantritt Josephs I. rasch: Oberstkäm- merer des Kaisers 1705 und schließlich Obersthofmeister 1709279 – gefolgt nach seinem Abgang 1711 übrigens von Anton Florian von Liechtenstein (Obersthofmeister 1711– 1721). Die österreichische Zentralverwaltung, die sicherlich auch über Einfluss auf die Fra- gen des Heiligen Römischen Reiches verfügte, findet sich bei Andermüller ebenfalls genannt. Als Oberstkämmerer des alten Kaisers Leopold fungierte seit 1703 (bis 1705) Heinrich Franz von Mansfeld-Fondi, Teilnehmer der Geheimen Konferenz seit rund 1700. Viele Familien wiesen neben ihrer Verwaltungstätigkeit als Fürstendiener auch zu- sätzlich Hofnähe auf, was sich in späteren Hofkarrieren niederschlug. Ferdinand Ernst von Mollard (1648–1716) fungierte zwischen 1712 und 1716 als Oberstküchenmeister und ab 1714 als Hofmusikdirektor280. Obwohl schon 1693 – und damit vor Antritt der Wiener Delegation Andermüllers – verstorben, zog der Name des seit 1683 als österreichischer Hofkanzler tätigen Theodor Athletus Heinrich Graf Strattmann (um 1637–1693) offenbar weiterhin281. Die öster- reichische Hofkanzlei war als zentrale Verwaltungsbehörde für die deutschen Erbländer zuständig. Auch Bezüge zur wichtigsten in Wien amtierenden Finanzbehörde, der Hof- kammer, und zum Hofkriegsrat finden sich bei Andermüller: Der schon genannte Ferdi- nand Ernst von Mollard fungierte als Vizepräsident der Hofkammer, Prinz Eugen (1663– 278 Hadriga, Trautson 112. 279 Scheutz, Elite der hochadeligen Elite 189f.; Kubiska-Scharl–Pölzl, Die Karrieren des Wiener Hofpersonals 719. – Sein Palais ist auf der Andermüllerschen Vogelschau vermerkt, siehe unten Anhang 2, S. 158 Nr. 109. 280 Kubiska-Scharl–Pölzl, Die Karrieren des Wiener Hofpersonals 648. Sein Palais ist auf der Ander- müllerschen Vogelschau vermerkt, siehe unten Anhang 2, S. 152 Nr. 70. 281 Auffällig ist, dass dessen Haus auch bei Johann Jordan in dessen gedruckten Häuserzeichnis von 1701 (Jordan, Schatz / Schutz / und Schantz 42f.), als „Ihro Excell. Herrn Graffen Theodor Althet (!) Heinrich von Strattmann seel. Erben [...]“ bezeichnet wird.
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Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Title
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
Authors
Ferdinand Opll
Martin Scheutz
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20856-3
Size
16.9 x 23.9 cm
Pages
212
Keywords
History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
Categories
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