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10. Die Transformation des Wiener Stadtbildes in der Frühen
Neuzeit (16. bis 18. Jahrhundert)
Veränderungen im Stadtbild stellen ganz grundsätzlich eines der zentralen Elemente
städtischen Daseins dar, sind es doch nicht zum Wenigsten ausgeprägte Dynamik und
markanter Wandel, die städtische Agglomerationen von dörflichen Siedlungen ganz mar-
kant unterscheiden. Gerade die untrennbare Verbindung aus städtischer Topographie und
Struktur zum einen, dem Baugeschehen an Plätzen, in Straßen und Gassen und dabei
vor allem innerhalb der von den Verkehrsflächen gebildeten Baublöcken zum anderen ist
im Rahmen der vielfachen Veränderungen und Transformationen permanentes Spiegel-
bild der für den städtischen Lebensraum so maßgeblichen Eigenschaften. Dabei treten
in diachroner Betrachtung Phasen und Stadien von höchst unterschiedlicher Intensität
hervor. So war – für die historische Forschung nur mit größtem Bedauern zu konstatie-
ren – gerade die Frühphase, waren die Anfänge von Städten ohne Zweifel von ungeheurer
baulicher Dynamik geprägt, die in ihren Details leider freilich mangels ausreichender und
entsprechender Quellen für diese frühe Anfänge der Stadtentwicklung nur selten in er-
wünschter Klarheit zu rekonstruieren sind291. Auf diese Anfänge folgte im Regelfall eine
Konsolidierungsphase, die weitere Ausbauschritte kannte und in der zumeist die Grund-
struktur von Städten ausgebildet wurde, die dann bis zur Gegenwart bestehen bleibt oder
zumindest maßgeblich weiterwirkt. Einschnitte, ja Zäsuren innerhalb dieser Entwicklung
können durch äußere oder innere Katastrophen bedingt sein, und dabei ist zum einen an
Stadtbrände und an Naturkatastrophen wie Hochwässer oder Erdbeben zu denken, zum
anderen an kriegerische Ereignisse, Belagerungen oder Eroberungen der Stadt sowie an
Auswirkungen innerer Unruhen mit all den von ihnen ausgelösten Schäden am städti-
schen Organismus292.
Quellen, die uns derartige Vorgänge dokumentieren und damit helfen, einzelne
Entwicklungs- und Ausbauphasen zu belegen und in ihrer Bedeutung zu rekonstruie-
ren, lassen sich vom Grundsatz her in Textzeugnisse und bildliche Überlieferungen, vor
allem Ansichten und Pläne, trennen. Zeitlich weiter zurück reichen in jedem Fall die
schriftlichen Dokumente, wobei insbesondere das Amtsschrifttum in Form von Grund-
291 Dabei ist zwischen Städten des deutschen und des italienischen Bereichs im hohen Mittelalter grund-
legend zu unterscheiden: So lässt sich etwa die Frühzeit einer der bedeutendsten deutschen Gründungsstädte,
nämlich Freiburgs im Breisgau, im Wesentlichen auf der Grundlage archäologischer Erkenntnisse rekonstru-
ieren, vgl. dazu Baeriswyl, Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung; ders., Auf der grünen Wiese; für das von
Friedrich Barbarossa 1158 neu gegründete Lodi südöstlich von Mailand dagegen liegen schon für die ersten
Jahre seines Bestehens derartige reichhaltige Textzeugnisse vor, dass daraus siedlungsgenetische Erkenntnisse
in großer Zahl abgeleitet werden können, vgl. dazu Opll, Friedrich Barbarossa als Gründer von italienischen
Städten; ders., Städtegründungen.
292 Vgl. dazu die Bände von Stadtzerstörung und Wiederaufbau, 3 Bde.
Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Title
- Die Transformation des Wiener Stadtbildes um 1700
- Authors
- Ferdinand Opll
- Martin Scheutz
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20856-3
- Size
- 16.9 x 23.9 cm
- Pages
- 212
- Keywords
- History, Höfische Netzwerke, Wien, Kartografie, Stadtentwicklung, Karten, Reichshofrat, Europäische Geschichte
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen