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biner nach Ungarn, bis er 1790 als
Oberlandesrabbiner uach Nikolsburg be-
rufen wurde, und durch kaiser!, Diplom
als höchste rabbinische Instanz in Mäh-
ren anerkannt wurde. B, schrieb: ,,öiur
Mirci'c/lai^ (Wien bei Schmid), worin
ein Commentar des Talmud enthalten,
und mehrere kleinere hebräische Schrif-
ten, welche Belege seiner gründlichen und
gediegenen israel. Gelehrsamkeit sind.
Als man eine feinere Auflage des Tal-
mud und talmudischer Werte verbieten
wollte, war V. (und nicht ohne Erfolg)
einer der rüstigsten Kämpfer dagegen.
Um seine schon sehr zerrüttete Gesundheit
zu stärken, ging B. 1829 nach Karlsbad,
wo er aber bald starb. Seine Leiche wurde
zuerst in Lichtcustadt (etwa 2 St. von
Karlsbad) bestattet, im 1,1830 aber wie-
der ausgegraben, seinem Willen gemäß
nach Nikolsburg gebracht, und neben den
Gräbern der Oberlandesiabbiuer beige-
setzt. B. stand bei seinen WaubenZgenossen
und bei der Behörde i» hohem Ansehen,
sowohl seiner Rechtlichkeit und Redlich,
keit, als seiner großen talmudischen Ge-
lehrsamkeit wegen. Ein Feind der Klüge-
leien und Deuteleien, worin bis auf ihn
dllsNabbiuerthum zu glänzen suchte, war
er bemüht, die jüdische Theologie von
allen ihren Schlacken zu reinigen, und
jüdisches Wissen in seiner vollen Reinheit
herzustellen. Verstand und Herz, diese
zwei im jüdischen Glauben sich lange
schroff gegenübergestaudenen Elemente,
suchte B, zu vermitteln, und war selbst
da« erhebende Beispiel eines von dcr
Wahrheit und Heiligkeit allein geleiteten,
strenggläubigen und zugleich geistig er-
leuchteten Rabbi. Seine Wohlthätigkeit
war sehr groß, und uoch als Bachur in
Nitolsburg im Hause des M, K a r p ele s
seines großmüthige» Beschützers, fastete
er täglich bis Mittag, um den Ersatz für
sein Frühstück seinen ärmer» Mitschülern
schenken zu tonnen. Als er 50 I. alt war, trennte er sich, ohne Scheidung,
blos um ungestört und in ungetrübter
Versunkenheit seinen Studie« obliegen
zn können, und im vollsten Einverständ-
nisse von seiner Gattin, die, obwohl er sie
inuig liebte, sogleich sein Haus verließ,
und mit welcher er nie mehr allei» sprach.
Als Charakterzug vou ihm sei hier fol»
gendes erwähnt: „Al? N. Oberlandes»
rabbiner in Nikolsbuig war, besuchte
Kronprinz Ferdinand (nachmaliger
Kaiser Ferdinand I,) am großen Ver-
söhnungstage die Synagoge. Eben wurde
da« Schlnßgebct verrichtet, und B. fuu
girte als Vorbeter. Als der Kronprinz
eintrat, zog ein leises Gemurmel durch
den Tempel. B. in stiller Andacht ver-
sunken ließ sich nicht stören. Al« er aber
geendet, begann er mit lanter Stimme
den vorgeschriebenen Segensspruch beim
Anblicke gekrönter Häupter."
Reich (Ig»,!, »«td-NI, Ehrentempel verdien-
ter ungarischer Israeliten (Pesth 185«, Nu-
cjänsty, 4°,> I, Hft, S, ?, — Aberl Bene-
dic: (Sohn des Obigen), Biographie de«
Markus Benedict (Ofen 1832>, — Dcr
Orient 184«, — Likure limitim 1822
(Ein Tiauergedicht auf B.'s Tod ro» Iehüda
Ieittcles), — Zipui-i» (Prag 1»52>, ent-
hält Lharalteizüge »u« B,'« leben von sei-
nem Schüler Israel Fürth, Rabbiner zu
Stralonitz. — Handschriftliche Mittheilung de«
Herrn Wolf in Wien.
Benigni Edler von Mildcnlieig,
Joseph Heinrich (H í st o r i o g r a p h und
Ethnograph, geb. zu W i e n 20. Iän.
1782, als Opfer der revolutionären Par-
tei gefallen zu H ermann sta dt im I.
1849), Sein Vater war böhmisch-östcrr.
Hofagent und Advocat in Wicu. Eine
sorgfältige Erziehung und die gewählte
Bibliothek dcs Vatcrs crweckteu und för-
derten den Sinn de« Jünglings für wis-
senschaftliche Studien. Doch als der Va-
ter starb, mußte der Sohn mißlicher Ver
Hältnisse wegeu die Studie» aufgebe»,
und am 20, Iän. 1797 trat B. beim 2.
Feldartillerie-RegimenteinKriegsdienfte.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Volume 1
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Abel-Blumenthal
- Volume
- 1
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1856
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.18 x 19.61 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon