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theilt, wenn nicht hohe fĂĽrstliche Verwen-
dung ihn gerettet halte. Er ward gegen
das Ehrenwort, nie mehr wider Frank-
reich zu fechten, entlassen. Schon damals
empfand er einen unwiderstehlichen
Drang zur Schauspielkunst. Er begab
sich daher, noch den Officierscharatter
führend, nach Wien, nm im Iosephstäd-
ter Theater einen ersten Versuch anzu-
stellen. Aber der Ehrgeiz feiner Waffen-
gefährten, die darin ihren Stand be-
schimpft sahen, bereitete ihm groĂźe
Verlegenheiten. Obwohl er sein Debut,
und zwar mit ziemlichem Erfolge, abge-
halten hatte, muĂźte er doch eiligst Wien
verlassen. Nun ging er nach MĂĽnchen,
um sich dorl entschieden der BĂĽhne zuzu-
wenden. Sein erstes Engagement fand
er im sogenannten „Herzoggarten-Thea-
ter," sein erster Gehalt betrug pr. Woche
4 Gulden. In solchen Verhältnissen war
er leicht begreiflich oft gezwungen, sich
an die Milde guter Freunde und Collegen
zu wenden. Unter diesen war es sein
späterer Cassier Johann Held, der sich
seiner am freundlichsten annahm. Aber
V. war ein unternehmender, energischer
Mann. Er wuĂźte schon damals die Ver-
kettung äußerlicher Umstände zu seinen
Gunsten zu benutzen; uud fo kam es, daĂź
er, nachdem das „Herzoggarteutheater"
abgebrannt war, und er ein neues Enga-
gement beim „Isarthortheater," dem
unter Baron de la Motte stehende»
zweiten Hoftheater gefunden hatte, sich
bald zur Höhc cinc« ungewöhnlichen
Glücke« emporschwang. Sein Spiel, mit
dem er jugendliche Liebhaber uudNatur-
charaltere darstellte, feine technischen BĂĽh-
nentennlnisse, seine schnelle Aiiffaffung
und Energic, mit der er Allcs die BĂĽhne
Betreffende anzupacken verstand, seine
Laune uud sei» Witz, endlich seine Verhei-
ratung mit der damals beliebten Schau-
spielerin Margaretha Laug (s. d.), mach-
ten ihn in kurzer Zeit zum unentbehr- lichen Nathgeber des Intendanten, znm
Liebling des Hofes und zum Nittelvuncte
der theatralischen Abende, Er ward bald
einziger und unumschräuktei Regisseur
des genannten Theaters. Seine eigent-
liche Force sollte er aber noch erproben.
In Wien kam damals da« neue Genre
der Localpossen ans, die in den Sitten
und Gewohnheiten des Volkes selbst, und
namentlich der Wiener ihre Wurzel und
das GeheimniĂź ihrer Wirksamkeit hatten.
Gleich, noch mehr aber Bau erle,
waren die echten, glücklichen Repräsen»
tauten dieser Richtung. B, erkannte mit
dem ihm eigenen Scharfblicke und seinem
Instinclc fĂĽr praktisches Wirken, daĂź er
mit der EinfĂĽhrung dicfer LocalstĂĽcke in
München einen Wnrf thun könnte. Der
Erfolg bestätigte seine Voraussicht. Noch
mehr, — er selbst fand darin sein eigen-
stes, ihm am meisten zusagendes Rollen-
fach , obwohl er in dieser Beziehung erst
von dem Intendanten darauf aufmerkfam
gemacht werden muĂźte. So sahen die
Münchener Glei ch's „Herr Joseph uud
Frau Waberl", Bäuerle's „Die Bür-
ger von Wien". Durch die letzteren ward
Bernbrunn ans seine „Staberliaden"
gebracht, die eine Goldquelle fĂĽr ihn wur
den. Der alte deutfche Hanuswurst warb
vom 19. Iahrhund. mit Jubel und offenen
Armen empfangen. Von dieser Zeit an
fand B. die Laufbahn seines ganzen kĂĽnf-
tigen Lebens bestimmt und sicher vor-
gezcichnet. Er war nun ĂĽberall und in
Allem „Stabcrl". — „Stabcrl's Hoch-
zeit", — „Stabcrl« Reiseabenteuer", —
„Staberl als Freischütz", — „Stabcrls
Haß nnd QnlNter!« Neue", — „Stabcrl
als Fiaker", — „Staberl als Klauballs"
(Klaubanf in MĂĽnchen was bei uns
Krampus), — „Ztabcrl als Philosoph"
u. s. w. folgte» sich einander, nnd B,
machte sich bei der Verfassung derselben,
die thcilwcise eigene, immer aber von
ihm beeinfluĂźt war, nicht viel Kopfzer-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Volume 1
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Abel-Blumenthal
- Volume
- 1
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1856
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.18 x 19.61 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon