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Mit großen Opfern zu einer der ersten
Manufacturen Oesterreich« erhob. Bei
Gelegenheit einer Banknotenfälschung in
Deutschland wurde V. von dem dama-
ligen Finanzminister Graf Zichy zum
Commissar gewählt. Er löste bie Banko
zettel für eigenes Geld ein, obfchon er
an den Grafen Wall is in Prag gewie-
fen war. In den Kriegs- und Mißjahren
und insbesondere zur Zeit der Hungers-
noth stellte er große Verrathe von Ge-
treibe und baaien Gelbes d«r Regierung
für wohlthätige Zwecke zur Verfügung,
und verzichtete nicht allein auf allen
Gewinn, sondern auch ans die Zinsen
der ansehnlichen Capitalien. Zur Zeit
des französischen Krieges lieh er bem
Staate neuerdings 300,000 fl. ohne
Interessen. Schon 1808 hatte er da«
Befngniß als Großhändler. 1830 wurde
er k. k. Hofjuwelier. Zu den obigen sel-
tenen Verdiensten, die er sich als Staats-
bürger erworben hatte, gesellte B. noch
die nicht geringeren um die israeliti-
sche Cultusgemeinde. Seit 1806 war er
fast ununterbrochen Vertreter derselben.
Durch ihn, in Verbindung mit I. L. Ed«
len von H o f m a n n s t h al (siehe diesen)
entstand im I. 1812 die israelitische Re-
ligionsfchule. Auch waren es die Genann-
ten, die am eifrigsten den Bau de? gegen-
wärtigen Tempel« (April 1826 einge-
weiht) bewerkstelligen halfen. Auch ist
wesentlich ihm das Emporkommen des
israelitischen Spitals zu verdanken; er
war einer der ersten Begründer eiucs
Fondes fur sieche Kranke und eines Pen-
sionssonbes für Witwen und Waisen der
Religionsbeamten und Lehrer, Er stiftete
schon im Jahre 1812 ein Stipendium
von 6500 fl. C. M. für drei arme Schüler
und endlich an feinem 70. Geburtstage
ein Capital von 7000 fl. E. M. zu einem
Waisenfonde. Endlich ward durch Bie«
dermanns Vermittlung der ausge-
zeichnete Kanzelredner Mannheimer (siehe diefen) als Prediger der ifraeliti
schen Cultusgemeinbe in Wien gewonnen ;
die Anstalten und Einrichtungen des
Wiener israelitischen Gotteshauses wui
den mustergiltig für den ganzen Kaiser-
staat und wirkten auch über denselben
hinaus. Biedermanns Tod wurde
tief von seiner Gemeinde betrauert. Die
herrlichen Worte seine« Nekrolog« ver
dienen hier eine Stelle, da sieden Ehren-
mann zeichnen, wie er war: „Bieder-
mann ist nicht mehr. Er führte diesen
Namen nicht nur, er war es auch. Gott
hatte ihn mit großen Reichthümern ge
segnet, aber er benützte diese nur um sei»
nen Hang zu edlen Handlungen aus voller
Seele zu befriedigen. Er war nicht nur
der Vater unzähliger armer Glaubens
genossen, er wies auch keinen Unglückli-
chen von seiner Thüre, ob dieser nun
Christ oder Jude gewesen. Er pruukt«
nicht mit seinen Edelthaten, aber alle Un»
glücklichen kannten ihn u. nannten segnend
seinen Namen. Er hat wohl die größte
Sammlung der edelsten Steine besessen,
allein sein Herz war der schönste Brillant.
Es erfchien im Feuer für alles Gute und
es brach in Thränen des edelsten Wasser«
aus bei fremder Noth. Eilf Kinder um-
stehen sein Grab mit thränenfeuchtem
Blick, aber ber Gedanke, baß sie bie Kin»
ber eines Mannes sind, dessen Hintritt
Tausende betrauern, baß sein Name und
seine Tugenden in ihnen fortleben wer-
den, dieser Gebanke gewährt ihnen einiger«
maßen Trost über den herben Verlust."
Echte Bürgertugend ist denkwürdig genug,
um eine Stelle in diesem Ler, eiuzunehmen.
Allgemeine Theater-Zeitung (Wien 1843, »,1,4°.!
3«, Ihrg, Nr, 20Z, S, 898 u. Nr. 204, S. 898,
—Theil« nach handschr, Mittheil, von G. Wolf.
Biedermann, Wolfgang (k. k. Ar
ti l lerie-Hauptmann, Commandant
einer Raketenbatterie, geb, zu Tr e b en-
bo rf in Böhmen 1804, gest. zu The»
r e s i e n st a b t 23. Nov. 1850). Im Jahre
25 '
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Volume 1
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Abel-Blumenthal
- Volume
- 1
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1856
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.18 x 19.61 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon