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die Erbärmlichkeit dieser Producte keinen
Maßslab mehr gibt. Hier als Ergänzung
der obigen Lebensstile den Thatbestand
de« Mordes, durch welchen das Opfer
förmlich auch cine Celebritat für Deutsch-
land wnrde. Blank hatte sich während
seines langjährigen Wirkens als Professor
400 Dncateu in Gold und 10,000 fl. in
Papieren erspart, und dieses Vermögen
theils seinen! Neffen, theils zu wohlthäti-
gen Zwecken testirt, Severin v. Jaro»
szynski, ein junger Edelmann ans dem
russischen Gouvernement Podolien, ver-
heiratet n. Gutsbesitzer, war iu früherer
Zeit sein Zögling, der mit nicht geringen
Talenten unbändige Gesinnuiigsart und
Trotz verband. Iaroszinski war
nunmehr auf Reisen gegangen und 1826
vcrgniigungshalber nach Wien zurück-
gekehrt. Regelloses Leben, Kartenspiel,
Verschwendung hatten seine mitgebrachte,
nicht unbedeutende Baarschaft fo geschmä-
lert, daß er in die drückendsten Geld-
verhältnisse kam. Der Zufall führte Lehrer
und Schüler — die sich seit Jahren nicht
gesehen — wieder zusammen und letzterer
weiß des Greises Vertrauen so zu gewin-
nen, daß ihn diefer zn wiederholten Be-
suchen in seine sonst menschenleere Woh-
nung (Ecke der Iohanncsgasse nnd Sei-
lerstätte Nr, 978, das Hans zur eisernen
Birne) einladet und ihm endlich, ver-
anlaßt durch Iaroszinski's Vorwand,
daß auch er sich Obligationen anzuschaffen,
dieselben aber vorläufig kennen zu leinen
wünsche, iu einer vertraulichen Stunde
sein Erspartes und auch den Ort der
Aufbewahrung zeigt. Da erwachte in
Iarosziuski's Seele die Begierde,
das Geld sein nennen zu können. In
seiner schon «uf'sHöchste gestiegenen Oeld-
noth erhielt er noch zu Anfang des Jahre«
182? von seiner Negicrnng den ernstge-
messcnen Befehl zur Rückkehr in sein
Vaterland mit dem Beifüge», daß er noch
über die Führung des von ihm zuletzt bekleideten Amtes Recheuschaft abzulegen
nud in Bezug auf diese eine bebeutende
Zahlung zu leisten habe. Iu diesem Zu»
staude — da er von keiner Seite Hilfe in
seiner Lage zu erwarten hatte — erwachte
in ihm der Gedanke, seineu alten Lehrer
zu berauben. Der schnell gefaßte Eut«
schluß wurde nun eben so schnell ausge»
führt. Mit einem breiten Messer und
einem dicken, mit Blei ausgegossenen
Stocke begibt er sich zu Blank. Es war
den 13.Febr.182? Mittags 1 Uhr. V. hatte
ihm Tags vorher den nächsten Tag be»
stimmt, an welchem er ihm Papiere höherer
Summen vorweisen wollte. In der That
zeigt er ihm auch 8 Stücke im Gesammt»
betrage von 6100 st. Da erhebt sich B.,
um etwas zu holen. In diesem Moment
stürzt sich der Mörder auf ihn und versetzt
dem Unglückliche!! mit dem Messer einen
Hieb auf das Hinterhaupt. Blank stürzt
zusammen, u. erhält noch sechs Hiebwunden
in den Kopf, zwei Stiche in die Brust
und fünf in den Unterleib, deren einer
so gewaltig, daß er den ganzen Leib
durchdringt. Nu» rafft der Mörder das
vorhandene Gelb zusammen, hüllt sich in
seinen Carbonarimantel n.eilt die Treppe
herunter. Erst am folgenden Tage ent
deckt mau Blanks Leiche mit den dreizehn
Wunden, im Blute schwimmend. Die
wirksamste« Maßregeln weiden nunmehr
getroffen, auf der Polizei auf jeden Paß»
suchenden, bei den Linien auf jeden Pas»
sirenden iuvigilirt und das bei Blank
unter seinen Papieren voigefunbeueVer»
zeichniß der Obligationen in Kopien unter
allen Kaufleuten und Banquiers vertheilt.
Bald meldele sich eiu Kaufmaun auf der
Polizeidircction mit der Angabe: ein
Fremder, de» er beschrieb, habe ihm zwei
Stunden vor Empfang des Circular«
mehrere der darin bezeichneten Obliga»
tionen verkauft und bei ihm einen golde»
nen Ning gekauft; er fei iu einem Fiaker
gekommen. Mehr wußte er nicht. Nun
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Abel-Blumenthal, Volume 1
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Abel-Blumenthal
- Volume
- 1
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1856
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.18 x 19.61 cm
- Pages
- 506
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon