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kl. 8°.) S. 246, 291. - Nagler (G. K. vr.),
Neues allg. Künstler-Lexikon (Vtünchen 1835
u. f., 8°.), II. Bd. S. 112.
Braun, Jakob (Blinder, geb. zu
Brück an der Leitha in Nieder-
Oesterreich 1795, gest. zu Wien 1839).
Erblindete, drei Jahre alt, durch die Blat-
tern gänzlich. Es waren ihm die Augen
ansgeronnen. Der nunmehrige Director
des Blindeninstitntes, Wilhelm Klein,
nahm 1804 den Kleinen zu sich, um mit
ihm die Erziehung blinder Kinder zn be-
gmnen. Auf den gelungenen Versuch mit
B. gründet sich die Errichtung des Blin-
den-Iustitutes zu Wien. Seine Bild ungs-
geschichte wurde in eiuer eigenen Druck-
schrift (Wien 1805) beschrieben, dadurch
die Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand
in Deutschland gelenkt und mehrere Blin-
den-Institute in's Leben gerufen. Schon
diefer Umstand allein würde ihm eine
Stelle in unserem Lexikon einräumen.
Ein Philantrop, Friedrich Leo, nahm
jene Druckschrift mit nach London und las
sie in einem größeren Kreise vor. Durch
Sammlung kam ein Capital zn Stande,
dessen Interessen für einen im Wiener
Blinden-Institute gebildeten Zögling, der
als Lehrer für andere Blinde verwendet
werden kann, bestimmt sind. B. war der
Erste, welcher diese Stiftung bis an sei-
nen Tod genoß. Er hatte während seiner
Unterrichtszeit die sogenannte Blinden-
schrift lesen, auf die gewöhnliche Art
schreiben, fertig rechnen, die Harfe und
Guitarrespielen und
singen
gelernt. Auch
iu anderen Fächern hatte er sich
mannig-
faltige Kenntnisse erworben. Bemerkens-
werth ist die große Fertigkeit, zu welcher es
B. in technischen Arbeiten brachte. In
Papparbeiten, Körbeflechten, Gurten-
schlagen, Seilmachen leistete er Treffliches,
und in der Tischlerarbeit brachte er es
gar so weit, daß er aus feinem, Polirtem
Holz Bilderrahmeu, kleine Chatouillen,
Zuckerdosen, Leuchter, Pfefferbüchsen, brauchbar und verkäuflich, schnitzte. Dabei
erkannte er Münzen aus dem Falle, Ge-
treidesorten und Samen aus dem Ge-
fühle. Aus Wachs und Thon bildete er
Thiere und andere Objecte im verjüngten
Maßstabe sehr ähnlich nach. Bei mechani-
schen Arbeiten war er sehr erfinderisch
und sonst auch in allen übrigen sehr genau
und zuverlässig. Er schrieb eiue lesbare
Handschrift und wechselte mit Verwandten
und Bekannten Briefe. Dabei klagte er
nie über seinen Zustand. 24 Jahre lang
(1815 bis 1839) stand er beim In-
stitute als Haustischler und Lehrer seiner
Leideusgenossen in verschiedenen Arbeiten.
Da er in freier Zeit auch für Audere
gegen bares Geld arbeiten durfte, hatte
er
sich ein Vermögen von 1200 st. C. M.
erspart, wovon er 100 st. dem Blinden-
Institute zur Anschaffung einer Orgel in
die Hauscapelle testirte. Seine Instru-
mente und seinen Holzvorrath vermachte
er den erwachsenen Blinde« im Institute.
Frankl(L. A. Dp.), Sonntagsblätter (Wien
1843, 8°.) II. Jahrg., S. 800: „Biographische
Skizze" von W. Klein. — Klein (W.Ioh.),
Beschreibung einiger gelung.Bersuche an einem
blinden Knaben (Wien 1804, Geistinger, 3°.).
Braun von Praun, Mathias (B i l d-
Hauer, geb. zu Innsbruck in Tyrol
1684, gest. zu Prag 15. Febr. 1738).
Sein Großvater, Joseph Braun, war
on im Jahre 1553 wegen seiner, in
dem gegen die Türken geführten Kriege,
und vorzüglich vor der Festung Lippa
in Ungarn bewährten Tapferkeit und
Treue vom Kaiser Ferdinand I. mit
dem Beisatze vo n Prann in den Adels-
stand erhoben worden. B.'s Vater war
mit einer zahlreichen Familie gesegnet
und seine Söhne waren genöthigt, ihr
Fortkommen entweder auf dem Wege des
Handels oder der Kunst zu suchen. Ma-
thias wählte die Bildhauerkunst; 14 I .
alt (1698), ging er nach Italien, um sich
bort auszubilden. 1704 lernte ibn iu
Tyrol Franz Anton Graf von Sport
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Bninski-Cordova, Volume 2
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Bninski-Cordova
- Volume
- 2
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1857
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 470
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon