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die österreichische Industrie nahm, bewog
ihn, den Staatsdienst zu verlassen, und
sich der Industrie zu widmen. B. richtete
sein Augenmerk auf die zur Zeit noch
sehr unvollkommene Seidenfabrikation.
Er errichtete 1789 selbst eine Fabrik und
lieĂź Arbeiter aus Lyon kommen. Die
Unternehmung glĂĽckte und veranlaĂźte
nĂĽtzliche Nacheiferung. Kaiser Joseph
belohnte ihn 1790 durch Ernennung zum
Truchseß. 1790 wurde B. Großhändler,
1792 negocirte er ein Anlehen bei den
ReichsfĂĽrsten, 1794 erhielt er die Leitnng
der beiden Wiener Hoftheater uud wurde
1795 taxfrei in den Freiherrnstand erho-
ben. Als er das Jahr darauf die Herr«
schaft Scho'nau nächst Wien kaufte, legte
er darin mit groĂźem Kunstsinn einen
prächtigen Park, und den Tempel der
Nacht an, wovon ersterer täglich, letzterer
— da die Darstellung desselben einige
Vorbereitung kostete — alle Montag vom
Publicum besucht werden konnte. Die
Inschriften im Tempel der Nacht waren
von Kotzebue; in diesem Parke errichtete
B. dem Dichter Alxinger (s. d.) das
noch dort befindliche Monument. Dabei
nahm B. auf seiner Herrschaft vielfältige
Verbesserungen vor; er lieĂź Leute aus
Italien kommen und fabricirte Strachino
und Parmesankäse, die dem echten völlig
gleich kamen, auch fĂĽhrte er auf seinen
Gütern die italienische Bewässerungs-
methode ein. Im I . 1796 wurde B.
Hofbanquier. Auf der 1801 erkauften
mährischen Herrschaft Iaslowitz wurde
die Viehzucht veredelt, 300 TyrolerkĂĽhe
lieferten alles zu der auch dort wie in
Schönan eingerichteten Käsefabrik. In
Schönau und Sollenau legte B. noch
zwei groĂźe englische Baumwollspinne-
reien an, in welcher solche Arbeiten Pro-
ducirt wurden, daĂź sie
an Schönheit und
Gediegenheit denen des Auslandes gleich-
kamen. Im I . 1804 regulirte er auf
Befehl des Kaisers die galizische Trank- steuer. Bis zum 1.1807 leitete er beide
Hoftheater, und die 13 Jahre seiner Ver-
waltung waren die goldene Aera dieser
bciden BĂĽhnen. Kotzebue wirkte ein-
flußreich als Präsident dabei. B. war
im vollen Sinne des Wortes Mäcen der
KĂĽnstler, die er durch humanes liebens-
wĂĽrdiges Benehmen zu fesseln verstand.
Mehrere derselben verdanken ihm ihren
spätern Wohlstand, so z. B. der Maler
Schd'nberger, der berĂĽhmte Maschi-
nist Mälzel (s. d.). Außerdem war er
virtuoser Dilettant im Clavierspiele und
hat als Compositeur unwiederlegliche
Beweise eines schönen Talentes gegeben.
Bekannt sind als seine Kompositionen:
„WrgrrZ AllNlln" (Wien 1796); — „Ho-
ii Osnbaio solo" (Wisn 1800);
Oestr. National-Encytlopädie (von Graffer
u. Czikann), (Wien 1835 u. f.) I. Bd. S.
373 u. Suppl. VI. Bd. S. 381.—Gerber
(Ernst Ludwig), Neues Historisch-biograph.
Lexikon der TonkĂĽnstler (Leipzig 1812, KĂĽhnel,
gr. 8°.) I. Bd. Sp. 502. — Nicolai,
Reisen IV. Bd. — Jahrbuch der Tonkunst
von 1796. — Graff er (Franz) , Wiener
Dosenstücke (Wien 1846, Mörschner, 8°.)I.Bd.
S. 50: „Mit Herrn von Kotzebue" (darin
führt Grä'sser auch den Baron Braun vor).
Braunau, Franz von, siehe:
Futsch,
Franz.
Braune, Franz Anton von (Vo ta>
niker u. Topograph, geb. zn Zell
tm salzburgischen Piuzgau 16. März
1766). Vollendete seine Studien zu Salz-
burg als Zögling des Lodronisch - Nuper-
tinischen Collegiums, wurde 1790 Ge-
richts-Accessist zu Werfen, 1794 Kauzel-
list der fĂĽrstl. Hofkammer zu Salzburg,
1801 Seeretär im Salz- und Bergwesen
bei derselben Stelle. In der Jugend be-
äftigte er sich
mit der schönen Literatur,
später war Botanik sein Lieblingsstudium.
Im Drucke kam von ihm heraus: „Gmmin
nnd Iivnlme, oder Untreue nnd Aache,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Bninski-Cordova, Volume 2
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Bninski-Cordova
- Volume
- 2
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1857
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 470
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon