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Constantin mit der Prinzesstin Ra-
dziwill Statt. Zur Zeit des Groß-
herzogthmnes Warschau unter dem Kö-
nige von Sachsen (1809) trat Fürst
Czartoryski in die polnische Ar-
mee unter Fürst Joseph Poniatowski
ein und errichtete ein Regiment auf ei-
gene Kosten. Nach dem Tode der ersten
Gemalin (16. Sept. 1808) vermalte sich
der Fürst 1810 noch einmal mit Maria
Gräfin Dzierzanowska, reiste 1811
nach Paris, wo er dem Kaiser Napoleon
vorgestellt wurde. Den russischen Feld-
zug unter Napoleon (1812) machte er
im polnischen Corps des Fürsten Ponia-
towski mit; und war in den Kämpfen
bei Smolensk und Moskowa thätig;
beiMoskowa wurde ihm das Pferd durch
eineKauonenkugel unter dem Leib getödtet.
Bei Smoleusk erhielt der Fürst das
einfache Kreuz, bei Moskowa das Offi-
cierkreuz der Ehrenlegion aus Napo-
leons Händen. Nach der Ankunft in
Moökau mit der Armee, war er au einer
weitern thätigen Theilnahme an dem
Feldzug in Folge der heftigen durch den
Sturz erlittenen Erschütterung verhin-
dert; trat auch 1813 wegen anhalten»
der Kränklichkeit ganz aus dem Dienste.
Der Fürst hielt sich nun theils in Polen
auf, theils machte er Reisen im Aus-
lande. Auf ausdrücklichen Wunsch des
Kaisers Alexander (1816), welcher den
Fürsten C. zum kaiserl. General - Adju-
tanten ernannte, kehrte der Fürst nach
Petersburg zurück, wo er aber schon 1317
wegen Kränklichkeit seine Demission
einreichte, die ihm verweigert und ihm
dafür ein unbestimmter Urlaub ertheilt
wurde. Auf wiederholtes schriftliches Bit-
ten erhielt er endlich die Demission (1818)
und nun zog sich Fürst C. gänzlich in's
Privatleben zurück. 1822 begab sich der
Fürst auf den Congreß nach Verona, um
den Kaiser Alexander noch ein Mal
(zum letzten Male) zu begrüßen. Nun lebte er abwechselnd einige Jahre in Polen,
Frankreich, Italien, in der Schweiz und
ist seit 1828 in Wien ansäßig. Daselbst
kaufte er von dem engl. Botschafter Lord
Cowley(1332)dieVillavanderNüll
in Weinhaus, welche er bedeutend ver-
größert und verschönert hat. In einem
eigenen hiezu erbauten Locale daselbst ist
eine Gemäldesammlung von bedeuten-
dem Werth, besonders aus den alt-
italienischen Schulen aufgestellt. Wäh-
rend des Aufenthaltes durch volle 3 De-
ceunien in der Residenz ist der Fürst
den ererbten Tugenden seiner Ahnen
treu und
stets
ein Mäcen der Künste und
Wissenschaften geblieben. Sein Haus war
seit jeher der Versammlungsplatz der
Elite der Künstlerwelt. Erst in jüngster
Zeit meldet von dem Fürsten Constan-
tin und seinen Söhnen ein größeres po-
litisches Blatt der Residenz „Noch weilt
jeden Sommer in Weinhaus die fürstliche
Familie Czartoryski, die einzige
uuterdemhohenAdel, dieinuu-
seren Tagen das musikalische
Mäcenatenthum in Wien ver-
tritt."
Oeftr. Zeitung (Wien, Folio) Abendausgabe
1357, Nr. 348: „Wiener Sommerfrischen und
ihre Geschichte. Währing und Wemhaus" von
Charles Mül ler.
Czartoryska, Isabella Fürstin (geb.
zu Warschau 1744, gest. zu Wysock
iu Galizien i?. Juni 1835). Gemalin des
Fürsten Adam Kasimir. Sie ist eine geb.
Gräsin Flemming, genoß eine sehr sorg-
fältige Erziehung, machte in frühen Jah-
ren viele Reisen, brachte an mehreren
europäischen Höfen zu, bis sie sich in der
zweiten Hälfte ihres Lebens auf ihreu
Landsitz Putawy zurückzog. Pu!awy liegt
im Königreiche Polen an der Weichsel.
Hier stellte
sich die Fürstin für ihr ferneres
Leben zwei Ausgaben: vorerst die Bewerk-
stelligung einer möglichst großen Samm-
lung von Denkmälern, welche auf das
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon