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Königskrönungen (1791 u. 92) entfaltete
der Graf einen groĂźartigen Glanz. I n
den StĂĽrmen der Kriegsjahre brachte er
aber groĂźe Opfer, lieĂź seinen Palast in
Prag dreimal in ein Spital nmwandeln,
errichtete 1809 ein Landwehrbataillon,
und gab in Zeiten der Noth vielen Hän-
den Arbeit. Solche Verdienste zeichnete
auch sein Monarch aus: 1823 wurde C.
Ritter des goldenen VlieĂźes und 1824
erhielt er die geheime NathswĂĽrde. Die
Charakteristik, welche M. G. Saphir
von dem Grafen entwirft, zeichnet so
treffend diesen hochherzigen Mäcen, daß
sie hier wörtlich folgen soll: „Der Graf
Czernin", schreibt Saphir, „war ein
„Cavalier" in der vollen Bedeutung des
Wortes, ein „hoher Aristokrat" der lau-
tersten Gattung. Er war stolz, steif, ein
starrer Aristokrat, ein Formeumensch in
der subtilsten Ausdehnung des Wortes,
das Ceremonie! war seine erste und letzte
Liebe, aber damit verband er auch alle
Licht- und Glanzseiten der echten Aristo-
kraten. Er war nobel, hochherzig, fein
bis zur Grazie, obschon seine Persönlich-
keit ihn dabei nicht unterstĂĽtzte; er war
artig und liebenswĂĽrdig, auch mit seinen
Untergebeuen; er hielt auf Eleganz und
Glätte in der Form und war nicht nur
ein Kunstgönner und Schätzer, er war
auch einKenner uud wahrerFreuud
der KĂĽnste. Seine hohe Bildung, sein
umfassendes Wissen, feine hohe Gewissen-
haftigkeit nnd Leideufchaftlofigkeit, seine
wirklicheKenntmĂź der BĂĽhne machten ihn
zu eiuem Theaterchef, wie er fĂĽr ein so
hohes, glänzendes uud umfassendes Insti-
tut, als das Burgtheater, ganz geschaffen
und berufen ist. Seine ausgebreitete nm-
fassende Belesenheit, sein durchgebildeter
Geist machten, daĂź er diese Anstalt nicht
nur leitete, sondern daĂź er in ihr stand
und mit ihr eins war; daĂź er die
KĂĽnstler nicht als Bedienstete, sondern
als Berufene schätzte, behandelte, wür- digte nnd ihre Achtung im vollsten Grade
erwarb. Jedes Mitglied des Theaters
durfte zu bestimmten Tageu zu ihm kom-
men. Jeden hörte er au uud Jeder ging,
weuu auch uicht wunschbefriedigt von ihm,
doch durchdrungen von dem starren aber
gerechten Charakter desselben, vou der
Artigkeit des Empfangs, vou jener Ur-
banität, welche das Merkmal geistiger
Durchbildung ist. Obschon die Person des
Grafen uichts Einnehmendes hatte, ver-
lieĂź ihn doch Jeder mit dem GefĂĽhl, er
habe einen hochherzigen Cavalier, einen
urbaneu Hofmaun, einen geistig gezeitig-
ten Theater-Director gesprochen." (Im
weiteren Verlaufe dieser Mittheilung er-
zählt Saphir ein mit dem Grafen ge-
führtes Gespräch, das in seinen Pointen
nur eineVestätiguugdes Obengesagten ist.)
— Mar ia Gräfiu (geb. 7. Juni 1758,
gest. 22. Oct. 1781), Gemaliu des Vori-
gen, eine geborne Gräfin Schöuboru.
Eine groĂźe Kunstfreundin, die verschiedene
Stücke uach Gemälden von Teniers
und S. Bourdon (vergl. Dlabaez
I. Bd. Sp. 308) geätzt hat.
Taschenbuch für b. vaterländische Geschichte von
Frh. von Hormayr und von Mednyan-
ski (Wien 1826, kl. 8°.) VII. Jahrg. S. 309:
„Ahnentafel der grast. Familie Czernin von
Chudenitz." — Fr an kl (Ludwig Aug. vr<),
Sonntagsblätter (Wien 1845, gr. 8".) IV.
Jahrg. S. 393. — Oeftr. National-Encyklo-
pädie (von Gräffer und Czikann),
(Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 646 — 652.
— Meyer (I.), Das große Conversa-
tions - Lexikon für gebildete Stände (Hild-
burghausen 1845, Bibliogr. Inst., Lex. 8°.)
VII. Bd. 3. Abtheil. S. 583. — Humorist.
Herausg. von M. G. Saphir (1855) Nr.
309, S. 1235. — Porträt. Unterschrift:
Graf Nudolph Czernin. (P. Fendi äsi. I.
Axmann so. 1825); auch als Titelbild in
Hormayrs Taschenbuch,— ferner in Blasius
Höfelsu. Ritter v. Bohrs Oesterreichischer
Ehrenspiegel (Wien 1835, 4".). — Ueber die
Familie: lKneschte, Ernst H. Pr.) Deutsche
Grafenhäuser der Gegenwart (Leipzig 1854,
Weigel, 8°.) I. Bd. S. 171. — Genealogie.
Nach Balbin leitet das Geschlecht feine Ab-
kunft von Heinrich Markgrafen von Znaim,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon