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Darvar, Demeter Nikolaus (Päda-
gog und Philolog, geb. zu Klissura
in Macedonien 13. Aug. 1757, gest. zu
Wien 5.März1823). Von frühester Ju-
gend an zeigte Demeter Nikolans
große Neigung und Anlage zum Studiren,
das Altgriechische lernte er von dem be-
rühmten Gelehrten Eugen ins auf dem
Berge Athos, dem nachmaligen ErMchofe
vonCherson. 1769 kam er nach Semliu,
wo sein Vater schon mehrere Jahre vorher
ein Handlungshaus errichtet hatte, 1771
trat er in die zu Ruma, 8 Stunden von
Semlin, errichtete illyrisch - lateinische
Schule,
studirte beide Sprachen, Geogra
phie und Geschichte und seyte 1774 zu
Neusatz auf das Emsigste das Studium
der altgriechischen Sprache fort. Nach
seiner Rückkehr sollte er
sich den Handels-
geschäften widmen. Doch auf sein und
seiner Freunde Bitten sandte ihn sein
Vater nach Bukarest, wo er durch drei
Jahre die Humanioren und die alte Phi-
losophie studirte
und die Metaphysik von
Baumeister in's Altgriechische über-
setzte, wovon bald unzählige Abschriften
durch ganz Griechenland verbreitet wur-
den. 1780 reiste er über Wien nach
Leipzig, wo er den Vorlesungen Plat-
ners und Hindeubu rgs beiwohnte.
Nach vollendeten Studien kam er 1784
nach Wien und eröffnete mit der Her-
ausgabeseiner deutsch-griechifchenZprach-
lehre seine literarische Laufbahn. 1785
ging er nach Semlin und betrieb auf
das Eifrigste die Errichtung einer griechi-
schen Normalfchule, in welcher er durch
9 Jahre mit dem größten Erfolg das
Lehreramt versah, und mehrere seiuer
Schüler zu Lehrern bildete. 1794 ging
er neuerdings nach Wien und eröffnete
daselbst, um die Bildung der griechischen
Jugend zu fördern, eine griechische
Schule, zu deren Gründung der griechi-
sche Gutsbesitzer Christoph von Nako ein
Legat von 20,000 fl. hinterlassen hatte. In dieser Schule ertheilte D. freiwillig
durch ein ganzes Jahr unentgeltlich Un-
terricht. Großen Einfluß auf die Aus-
bildung der griechischen Jugend hatte D.
auch durch seine zahlreichen und zweckmä-
ßigen Elementar- und andere Schulbü-
cher ausgeübt. Ueberhaupt besitzt D.
auf dem noch jetzt sehr verwahrlosten
Felde der neugriechischen Literatur große
Verdienste. In seinem Testamente ver-
ordnete er, daß die von ihm verfaßten
und auf seine Kosten gedruckten neugrie-
chischen Schulbücher zum größten Theile
an die griechischen Nationalschulen der
k. k. Staaten, nach dem Verhältnisse der
Anzahl der Schüler unentgeltlich ver-
theilt, der übrige Theil seiner literari-
schen Werke aber zum Behufe der Her-
ausgabe seiner hinterlassenenManuscripte
verkauft werden solle. Den Verlag der-
selben unternahm sein Bruder Peter
Darvar. Seine wichtigsten im Druck
erschieneneu Schriften sind in neugri e-
chisch er Sprache: „Deutsche Sprach-
lehre für Griechen" (Wien 1785); —
„Sichere Anleitung zur Menschenkennt-
niß oder Theophrasts . . . Charakterschil-
derungen 2c." neugriechisch (Ebd. 1795);
und altgriechisch: „)/
1815, 8°.).
Was die altgriechische Ausgabe des Theo-
phrast betrifft, so zählt sein Biograph
Rupp recht dieselbe zu den vorzüglich-
sten; es sind darin, schreibt R., viele
verdorbene Stellen verbessert, dunkle er-
läutert, fehlerhafte Lücken beseitigt, unge-
wisse und mangelhafte Ausdrucke bestimmt
und ergänzt, Momente, welche in den
bis dahin als die besten gehaltenen Aus-
gaben von Casaubonus, Fischer,
Koray, Schneider noch so Vieles zu
wünschen übrig ließen. Vdbrb MdUoFr.
. II. Lä. 6p. 950, Nr. 22344) be-
merktdarüber, „daß es eine kritische Aus-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Coremans-Eger, Volume 3
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Coremans-Eger
- Volume
- 3
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1858
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 456
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon