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Dresden,' kehrte aber schon nach 6 Wo
chen wieder nach Prag zurück. Durch
einen Buchhändler erhielt Führich einen
Band mit Dür e r'schen Holzschnitten zur
Einsicht. Von dieser Zeit an erwachd
sein Drang nach den tiefsinnigen gewal-
tigen Schöpfungen dieser Anfänge der
christlich deutschen Kunst, die schon
damals das Siegel der Vollendung an
sich trugen. Die Lecture der Schriften
von Novalis, Tieck, Schlegel bil-
dete ihn noch mehr aus, und in diese
Zeit fallen seine Compositionen zur
böhmischen Geschichte, welche F. für die
Bohmann 'sche Kunsthandlung in Prag
zum Theil selbst lithographirte. Dann
unteruabm F. eine Reise nach Wien, des
sen Kunstschätze ihn begeisterten. Nach
seiner Rückkehr nach Prag arbeitete er
sein „Vater AnZri"; die Compositionen zu
Bürgers „Mldrm Zager", Tiecks „Genn-
veia", diese letztere mit seinem Freunde
Haas von Oertingen entwerfend.
Die Kompositionen zur „Grnlluela" kamen
in Wien in höheren Kreisen zur Ansicht
und hatten zurFolge, daß
sich
Kunstfreunde
geneigt zeigten, dem jungeu Künstler
einen Aufenthalt in Iialieu und Nom
möglich zu machen. Im Herbst 1826 reiste
F. nach Wien ab, wo sich Männer wie
Primissc r mit seiner geistvollen Frau,
der als Künstlerin bekannten Julie M i -
h es, Baron Klinko w st röm, Friedrich
von Schlegel, des Künstlers annahmen,
der im I . 1827, mit Empfehlungen von
dem StaatskauzlerFürsten Metternick
ausgestattet, in das Land seiner Sehnsucht,
nach Italien, abreiste. In Rom malten
damals Overbeck, Julius Schnorr,
Phil. Veit, und Thorwald sen meißelte
daselbst seine gewaltigen plastischen Werke.
In die erste Zeit seines Aufenthaltes in
Rom fällt der kleine Cyklus zu Tiecks
„Annrnberge" im Auftrage Hugo's, Alt-
grafen von Salm, ausgeführt. Als sich
iu dem, von den genannten Historien- malern und einigen anderen Künstlern
gebildeten sogenannten „Compositions-
vereine" durch Ausscheiden Ludwigs von.
Maidol aus Dorpat eine Lücke ergab,
hatte F. dasGlückin denselben einzutreten.
Kleber Ov erbe cks Antrag erhielt F. auch
die ehrenvolle Aufgabe, das Tasso - Zim-
mer in der Villa Massimi zu vollenden,
durch welche Arbeit
sich
die Aufmerksamkeit
auf F. besonders zu richten begann. König
Ludwig von Baiern zeichnete den Künst-
ler auf das huldvollste aus, und bald
wäre es geschehen, daß München den-
selben gewonnen hätte, wenn nicht das
Gefühl, eine Dankschuld dem Vaterlande
abzutragen, gesiegt hätte. Nach Zjährigem
Aufenthalte in Rom, wo F. noch mit
Steinle aus Wien, dem Architektur-
maler Schulz aus Danzig, Wilhelm
Ahlborn aus Hannover sich in engeren
Freundesverkehr setzte, rratF. seine Rück-
kehr nach Wien an, nachdem er zuvor noch
Sicilien bereist uud auf seiner Heim-
fahrt mehrere Wochen in Florenz ver-
weilt hatte. Anfangs November kam F. in
ien an. Daselbst überreichte er seinem
Mäceu demFürsten Metternich mehrere
Arbeiten seiner Hand, reiste dann nach
Prag, wo cr bis zum Jahre 1834 selb-
ständig arbeitete, neben mehreren größe-
ren und kleineren Oelbildern, meistens
Altargemälden, seinen „Grinmch Ghristi"
comvonine, den er später in Wien selbst
radierte und in München bei Mayer her-
ausgab. I n diese Zeit (1832) fällt F.'s
Vermälung mit Frauziska Gaßuer, der
Tochter eines Kaufmannes iu Linz. Im
Frühjahr 1834 wurde F. zum Custos an
der akademischen Gemälde - Gallerie er-
uannt uud uahm nun seinen bleibenden
Aufenthalt in Wien. Auf diesem Posten
bewerkstelligte er für die Akademie die
Auswahl einer namhaften Zahl — an
hundert — älterer Gemälde, welche Se.
Majestät der Kaiser aus einem Deposi«
tum alter Bilder in Venedig — über
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Füger-Gsellhofer, Volume 5
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Füger-Gsellhofer
- Volume
- 5
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1859
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon