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Bernsdorf (Dresden 1857, Schäfer, gr. 8°.)
II. Bb. S. 111. — Wiener allgem. Musik-
Zeitung, heausg. von Aug. Schmidt, 1845
(V. Jahrg.) Nr. 55: „Reifemomente von
Aug. Schmidt: Dr. Gaßner."
Gllßner, Johann Joseph (Pfarrer
und Thaumaturg, geb. zu Braz in
Vorarlberg 22. August 1727, gest. zu
Bondorf in Niederbaiern 4. April
1779). Studirte im Iesuiten-Collegium
zu Innsbruck und Prag, erhielt 175)1
das Amt eines Frühmessers zu Dalys
und 1758 die Pfarrei zu Klösterle im
Bisthum Chur. Schon als Student las
er viele Bücher, welche von Physiognomik,
Hexereien, Teufelsbeschwörungen u. d. m.
handelten, und gerieth in Folge dessen
auf die Idee, daß die meisten Krankheiten
von bösen Geistern herrühren, welche
durch Gebete und Segenssprüche gebannt
werden können. Als Pfarrer begann er
diese seine Heilmethode und in Kürze
verbreitete sich der Ruf seiner Heilkraft
so, daß aus fernen Gegenden die Kranken
ihm zuströmten. Nun ertheilte ihm fein
Bischof Erlaubniß, seine Pfarre für einige
Zeit zu verlassen und einen Umzug zu
halten, worauf er an verschiedenen Orten
den Teufel bannte und Kranke heilte.
Als der Bischof von Constanz sich von
dieser Benützung frommer Unwissenheit
zu Gunsten des Glaubens überzeugte, ver-
wies er ihn auf seine Pfarre, welchem Be-
fehle Gaßner auch Folge leistete; hin-
gegen berief ihn der Bischof von Regens-
burg in seine Diöcese, um ihn daselbst
die Wundercuren fortfetzen zu lassen. Die
Sensation, welche dieselben erregten, war
außerordentlich; ausBöhmen, Oesterreich,
Schwaben, Baiern, Franken, wurde in
ganzen Schaaren zu ihm gewallfahrtet.
Dabei waren die Bekenner anderer Reli.
gionen, auch Juden, nicht ausgeschlossen,
Gebildete Männer traten aber gegen den
Wunderdoctor auf und der Mißbrauch
des Namens Jesu, in welchem die Hei-
lung erfolgte, rief zahlreiche Gegenschrif- ten hervor; die Bischöfe von Constanz
und Augsburg, die Erzbischd'fe von Salz-
burg und Prag erließen Hirtenbriefe ge-
gen ihn und Kaiser Joseph II. befahl
ihm 1777 Regensburg zu verlassen. Der
Fürstbischof letzterer Stadt ernannte ihn
aber zu feinem Hofcaplan, gab ihm den
Titel eines geistlichen Rathes und gestat-
tete ihm die Fortsetzung seiner Curen zu
Ellwangen; als
sich
jedoch die öffentliche
Meinung immer mehr Bahn brach, ver-
lieh er ihm mit dem Bedeuten, sich in
Hinkunft des Beschwörens zu enthalten,
die Dechantei Bondorf in Niederbaiern.
G.'s Ruhm erlosch so schnell, als er ge-
kommen, er starb vergessen im Alter von
52 Jahren. G. nahm für seine Wunder-
curen kein Geld, vergaß gegen feine
Obern nie den Gehorsam, war überhaupt
im Umgänge sehr jovial und ließ durch
seine äußere Erscheinung den Teufels-
banner gar nicht ahnen. Im Drucke gab
er u. A. heraus: „Weize, tromm uul, gesund
zu leben, auch ruhig und gottselig zu sterben, oder
nützlicher Unterricht, wider den Gentel zu streiten
u. 5. m." (Augsburg 1775). Die über ihn
erschienenen Schriften bilden den Inhalt
der von G.W. Zapf anonym heraus-
gegebenen „Zauberbibliothek" (Augsburg
1776, Ienisch), und erst in neuerer Zen
hat der Geisterriecher Eschenmayer
G.'s Curen in Kiesers „Zeitschrift für
theoretischen Magnetismus" vertheidigt.
Lebensbeschreibung des hochwürd, und hochge--
lahrten Herrn I . I . Gaßner, nebst einem
Anhange von merkwürdigen Heilungen und
Factis aus dem Ellwangischen Protocoll
(Augsburg 177Z, 8°.). — Ehrenrettung des
S. I . Herrn I . I . Gaßner und seiner in
Deutschland so viel Aufsehens machenden
Teufelsbeschwörungen (o. O. n. V. 1775, 8°.).
— Die aufgedeckten Gaßner'schen Wunder-
curen aus authentischen Urkunden beleuchtet
(o. O. u. V. 177Z, 8°.). — Semler (Job.
Salon:.), Sammlung von Briefen und Auf-
sätzen über die Gaßner'schen und Schrö'pfer-
schen Geisterbeschwörungen (Halle 1775 und
ebenda 1776). — Staff ier (Ioh. Jakob),
Das deutsche Tirol und Vorarlberg (Inns-
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Füger-Gsellhofer, Volume 5
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Füger-Gsellhofer
- Volume
- 5
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1859
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon