Page - 108 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Füger-Gsellhofer, Volume 5
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keit auf sich zogen, und dieser sich
ihn vor-
stellen ließ, wurde durch die Albernheit
des Bauaufsehers vereitelt, der das reli-
giöse Gemüth des Jünglings durch die
Ansicht, daß in der Akademie gar keine
Religion sei, einschüchterte, so daß die
Vorstellung erfolglos blieb. Später nahm
sich G., der bisher auf beschädigtem Papier
und mit schlechtem Material gezeichnet
hatte, ein Her; nnd ging mir seinen Ar-
beiten zn dem Kammerhcrrn von Boh-
nen, dem Vater jenes Bohnen, der
durch die Herausgabe von Schillers
Abhandlung „Die Tugend in ihren Fol-
gen betrachtet" bekannt geworden. Boh-
nen war ein Liebling des Herzogs und
ein Freund der Kunst, der er selbst oblag;
er nahm den taleutvollcnIüngling freund-
lich auf, versah ihn mit Allem, was er
brauchte und hieß ihn bald wieder kom-
men. G. zeichnete nun mit allem Fleiß
und erreichte auf diesem Wege, was er
zuvor verscherzt, seineu Eintritt in die
Karlsakademie. Aber die Verhältnisse in
derselben waren nicht so geartet, um G.'s
Talent viel zu fördern, obwohl er inner-
halb der drei Jahre, die er dort zuge-
bracht, manche Begriffe im Zeichnen,
Radiren und Kupferstechen
sich
angeeignet
hatte. Nach dem Austritte aus der Aka-
demie 1793 fristete G. ein halbes Jahr
durch Illuminiren scin Dasein, bis er in
Heilbronn in die Dienste eines Gelehrten
trat, der ihn sanft behandelte, ihn auf
einer Reise in die Schweiz als Begleiter
mitnahm, und in dessen Bibliothek G.
Gelegenheit fand, sich zu unterrichten.
Da bot sich ihm auch die lockende Aus-
sicht , in die Welt zu gehen, die
sich aber
in Folge der Kriegswirreu in eine Reise
nach Wien auflöste, wohin G. im Juni
1798
sich
verfügte. Dort gab es, als sein
Wohlthäter fallirt hatte und ihn nicht
mehr unterstützen tonnte, neue Kämpfe,
sich das tägliche Brod zu schaffen. Der
Kunsthändler Eder, der G.'s Zeichnun- gen gesehen, ließ ihn etliche anfertigen,
auch bekam G. eine kection, die freilich
täglich nur 12 kr. trug, bis er die Bekannt-
schaft des Ios. Mich. Edlen von Held
machte, dessen Kinder G. im Zeichnen
unterrichtete und dessen Kupferstichsamm-
lung und Bibliothek seine Kenntnisse uud
Kunstanlagen wesentlich förderten. Spä-
ter lernte G. den Landschafter von Mo-
l i tor kennen, der ihn in Vorschlag zu
seinem Begleiter brachte, als eine neue
Kunsthandlung die malerischsten Puncte
in Tyrol durch Molitor aufnehmen las-
sen wollte. So hatte sich G. allmcilig
Bahn gebrochen, nach verschiedenen Rich-
tungen hin sich
ausgebildet, im Historien-
und Landschaftfache gearbeitet, in welch'
letzterem, namentlich in der Idylle er
schöpferisch anftrat; bald häuften
sich
die
Bestelluugen, je mehr seine Werke bekannt
wurden. G. wurde Mitglied der Aka-
demie der bildenden Künste in Wien und
seit 1818 Kammermaler im Dienste
Sr. kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Jo-
hann, in dessen Auftrage er Reisen in
Gebirgsgegenden unternahm. Die letzten
Iahrc brachte G. auf seiner Besitzung
in Miesenbach zu, wo er im Alter von
70 Jahren starb. G.'s Arbeiten sind
Oelbilder, Aquarelle, Radirungen; große
Landschaften in Oel hat er wenige aus-
geführt; um desto reicher sind
seine Aqua-
rell-Idyllen. Als Denon mit der fran-
zösischen Armee 1809 in Wien sich
befand,
arbeitete G. viel für denselben u.vollendete
auch 34 Zeichnungen für den Lord Auck-
land. Der Erzherzog Johann besitzt
über 100 Blätter Gebirgsleben von sei-
ner Hand; auch finden sich
in den Samm-
lungen des Herzogs Albert vonSachsen-
Teschcn und des Grafen Fries, letz.
tere nach deren Verlauf zerstreut, viele
Blätter G.'s vor. Im großen Publicum
ist er durch seine Nadirungen bekannt,
darunter sich befinden: Folge von zehn
Landschaften nach Pousfin, kl. Fol.; —
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Füger-Gsellhofer, Volume 5
- Title
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Subtitle
- Füger-Gsellhofer
- Volume
- 5
- Author
- Constant von Wurzbach
- Publisher
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Location
- Wien
- Date
- 1859
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.41 x 21.45 cm
- Pages
- 426
- Keywords
- Biographien, Lebensskizzen
- Categories
- Lexika Wurzbach-Lexikon